Arnold Classic UK Ergebnisse

Classic Physique

 

Die Ausgangslage vor dem Wettkampf sah wie folgt aus: Nach seinem überraschenden, wenn auch verdienten Sieg bei der Arnold Classic Ohio war Wesley Vissers natürlich auch bei der Arnold UK der klare Favorit. Insbesondere, da mit Ramon Dino sein ärgster Widersacher fehlt. Spannender als die Frage, wer letztlich ganz oben auf dem Treppchen landen würde, war also, wer sich hinter dem Holländer auf dem zweiten Platz platzieren würde. Zuletzt war das Urs Kalcinski, der sich in Ohio jedoch nicht ganz in der erhofften Form präsentieren konnte und für manche Beobachter sogar hinter dem Veteranen Breon Ansley hätte landen müssen. Auch Michael Daboul war bei diesem Event nicht in der gewohnt messerscharfen Verfassung, die ihn üblicherweise auszeichnet.

 

Im Prejudging konnte man dann einen ersten Eindruck von der Form der Kontrahenten bekommen und die versprach einen spannenden Wettkampf. Wesley trat mit einem vergleichbaren Paket wie vor zwei Wochen an, eventuell einen Ticken weniger definiert, was aber auch am Licht auf der Bühne in Birmingham liegen könnte. Trotzdem war er noch trocken genug um, in Kombination mit seiner erdrückenden Masse klar hervorzustechen. Alles andere als ein erneuter Sieg wäre eine große Überraschung.

 

Dahinter wurde es schon enger. Urs präsentierte sich deutlich verbessert. Durch mehr Volumen wirkte er im Oberkörper nicht mehr ganz so unterdimensioniert wie noch in den USA, seine Beine sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Durch den pralleren Gesamteindruck kam auch seine, wieder einmal hervorragende Bühnenhärte wesentlich besser zur Geltung, Quads und Gluteus waren komplett mit Streifen überzogen.

 

Rein strukturell ist Breon beinahe das Gegenteil von Urs. Sein Oberkörper gehört nach wie vor zu den besten in der gesamten Klasse, mit starken Armen und einem herausragenden Rücken. Bei ihm ist es eher der Unterkörper, der den guten Gesamteindruck trübt und ihn von den ganz vorderen Plätzen trennt, was wohl auch seinem fortgeschrittenen Alter geschuldet sein dürfte. Die Form ist aber wie üblich on point.

 

Auch Michael Daboul zeigte sich heute wieder in der Form die man eigentlich von ihm erwartet. Da er aber die am wenigsten klassisch wirkende Physik hat, ist davon auszugehen dass er den anderen drei Athleten im ersten Callout nicht gefährlich werden dürfte.

 

Im ersten Callout war schwer festzustellen, wie die späteren Platzierungen letztlich aussehen würden. Abgesehen von Wesley, der wie zu erwarten durchgehend in einer der mittleren Positionen zu finden war, wurden die anderen Teilnehmer fröhlich durchgewechselt. Auffallend war aber, dass Breon etwas länger in der Mitte positioniert wurde als Urs. Angesichts der verbesserten Form des Deutschen war das nicht wirklich nachvollziehbar aber eventuell eine Reaktion auf die Kritik über die Platzierungen in Ohio.

 

Das Finale startet zunächst mit den Posing Routines der Athleten. Das Highlight ist zweifellos, wie schon in Ohio, das Posing von Urs Kalecinski, dessen Kür gleichzeitig eine Hommage an den anwesenden Arnold und seine berühmteste Rolle als Terminator darstellt. Anschließend folgen die letzten Callouts.

 

Die Top 4 bilden, wie erwartet Urs, Wesley, Breon und Michael. Und wie bereits zu Ende des Prejudgings stehen Breon und Wesely in der Mitte, flankiert von Urs und Michael. Nach einem einzigen Durchgang ist der Final Callout auch schon wieder vorbei und die Athleten werden zum Posedown gerufen. Bahnt sich hier etwa eine Überraschung an und Breon schlägt Urs? Zuletzt hatte eigentlich immer der Deutsche die Nase vorne aber wird das auch heute der Fall sein?

 

 

 

 

Es geht zur Siegerehrung! Hier die Ergebnisse der Top 4:

  1. Wesley Vissers
  2. Breon Ansley
  3. Urs Kalecinski
  4. Michael Daboul

Dass Wesley erneut den Sieg einfährt dürfte niemand wirklich überraschen. Dass Breon tatsächlich Urs schlägt schon eher, auch wenn es sich bereits abgezeichnet hat. Wirklich nachvollziehen kann ich die Entscheidung nicht wirklich, da sich Urs im Vergleich zu Ohio deutlich verbessert zeigte und Breon in nahezu identischer Form angetreten war. Ich vermute deshalb, dass es sich eher um eine strategische Entscheidung aufgrund der Kritik an den Platzierungen zuletzt handelt. Schade, auch wenn Breon natürlich ebenfalls ein starker Athlet ist. Michael Daboul auf dem 4. Platz war hingegen vorhersehbar.

 

Damit endet der Freitag in Birmingham. Morgen folgt das Finale der dicken Jungs.

 

 

 

Men’s Open

 

Wie Wesley in der Classic Physique, so geht auch Hadi Choopan nach seinem überragenden Auftritt bei den schweren Jungs als klarer Favorit ins Rennen, obwohl Samson Dauda trotz gesundheitlicher Widrigkeiten wieder antritt. Zudem ist Samson in Großbritannien so etwas wie der Lokalmatador, allerdings war der Abstand zu Hadi zuletzt so groß, dass nicht mit einem Wechsel bei den beiden ersten Plätzen zu rechnen ist. Lediglich die späte Anreise und das dadurch eventuell gehaltene Wasser könnte dem Iraner realistisch noch einen Strich durch die Rechnung machen. Allerdings ist Hadi inzwischen auch etwas wie ein Experte in Sachen später Anreise, auch beim Mr Olympia 2020 konnte er erst einen Tag vor dem Wettkampf landen und präsentierte sich trotzdem spätestens beim Finale wieder in seiner obligatorisch brettharten Form.

 

Hinter den beiden Topfavoriten ist hingegen alles offen, zumal mit Rafael Brandao auch der Drittplatzierte der US-Ausgabe der Arnold Classic fehlt. Jon Delarosa präsentierte sich zuletzt in bärenstarker Form und konnte sich, für viele überraschend, hinter den bereits genannten platzieren. Wird ihm das auch dieses mal wieder gelingen? Oder nutzt James Hollingshead den Heimvorteil und schiebt sich an ihm vorbei? Auch er war zuletzt in guter Verfassung. Auch Akim Williams könnte für eine Überraschung sorgen. Im Prejudging bei der AC Ohio musste er sich zwar mit dem zweiten Callout begnügen allerdings zeigte er sich im Finale derart verbessert, dass er in diesem sogar auf dem 4. Platz gewertet wurde. Erlaubt er sich dieses Mal im Prejudging keine Schwäche, könnte er im Rennen um Platz 3 durchaus ein Wörtchen mitreden. Antoine Vaillant und Mohamed Shaaban dürften hingegen eher die hinteren Plätze belegen.

 

Im Prejudging deutet sich an, dass es heute etwas knapper werden dürfte als vor zwei Wochen. Hadi Choopan scheint tatsächlich etwas Wasser zu halten, während Samson verbessert wirkt. Ansonsten präsentieren sich die übrigen Teilnehmer in ähnlicher Form wie zuletzt, wobei der Stream deutlich schlechter ist als bei der US-Version und eine genaue Bewertung schwierig macht. Für eine bessere Beurteilung gilt es, die Vergleiche abzuwarten.

 

Im First Callout finden sich Hadi, Samson, James und Jon ein, wobei Hadi und Samson sofort die Mitte einnehmen. Und im direkten Vergleich sieht man nun auch doch deutlich, dass Hadi nach wie vor die Nase vorn haben dürfte. Selbst mit minimalen Einbußen in Sachen Form ist die Kombination aus Masse und Härte eine Klasse für sich, auch wenn Samson heute durchaus überzeugen kann. Auch Delarosa wirkt einen Ticken schärfer als James und dürfte aktuell auf der 3 liegen.

 

Die beiden letztgenannten dürfen auch gleich nochmal im zweiten Callout ran und nehmen hierbei das Zentrum ein. Antoine und Akim, der sich in guter Form zeigt und Mohamed auf den Außen.

 

Den Abschluss des Prejudging bildet ein direkter Vergleich der beiden Erstplatzierten, Hadi und Samson. Und wie bereits zuvor, wirkt der Iraner etwas kompletter und schärfer, wenn auch nicht ganz in der Form von Ohio. Samson hat bei manchen Posen etwas Probleme, Druck auf die Quads zu bekommen und verliert dadurch leicht an Boden.

 

 

 

Meine Einschätzung nach dem Prejudging lautet:

  1. Hadi
  2. Samson
  3. Jon
  4. James
  5. Akim
  6. Antoine 
  7. Mohamed

Wobei es natürlich sein kann, dass Samsons Heimvorteil ihm einen Vorteil verschaffen könnte. Warten wir’s ab!

 

Finale Men’s Open

 

Das Warten hat ein Ende, endlich geht es mit dem Finale der offenen Klasse weiter. Im Prejudging präsentierte sich Samson Dauda in deutlich besserer Form als zuletzt in Ohio, die Peak Week mit seiner Frau als Vorbereiter scheint, trotz Krankheit, recht produktiv verlaufen zu sein. Zunächst konnte man auch den Eindruck gewinnen, es könnte knapp werden zwischen ihm und Hadi Choopan, der sich. vermutlich aufgrund der äußerst kurzfristigen Anreise, in etwas schlechterer Form zeigte als noch vor zwei Wochen. Allerdings muss man sagen, dass selbst ein Hadi bei 90% noch der härteste Athlet auf der Bühne ist, lediglich Jon Delarosa kommt in Sachen Härte annähernd an ihn ran, ist aber nicht so massiv und komplett.

 

Eine weitere Stärke Hadi’s ist das grandiose Posing. Er weiß stets, wie er seine Stärken zur Geltung bringen kann, die Vakuum-Pose ist für einen Athleten mit seiner Masse beinahe unverschämt und er hat eine schier unerschöpfliche Kondition wenn es um die Vergleiche geht. Das trägt auch dazu bei, dass seine Taille angesichts seiner Muskelmasse bei seinen letzten Auftritten geradezu winzig erschien und ihm in Kombination mit den großartigen Quads eine einmalige X-Form verleihen. Und das bei einem Pro, dem lange vorgeworfen wurde, er sei zu blockig. Gegen Ende des Prejudging konnte Hadi seine Stärken immer besser ausspielen und schien mit jeder weiteren Posingrunde härter und besser zu werden, während Samson zunehmend Probleme hatte, seine Muskeln gleichmäßig anzuspannen und auch stark anfing zu schwitzen. Wenn man nun noch berücksichtigt, dass Hadi im Finale fast immer stärker ist als im Prejudging, dürfte er also als Favorit für den Sieg an den Start gehen. Aber wie die Classic schon gezeigt hat, ist man vor Überraschungen nie gefeit.

 

Nach den Erfahrungen von der Arnold Classic US dürfte zudem interessant sein zu sehen, ob Akim Williams im Finale erneut drastische Verbesserungen zeigen wird und so eventuell noch James Hollingshead noch gefährlich werden kann, der aktuell auf dem vierten Platz stehen dürfte. Jon Delarose dürfte ziemlich sicher auf dem dritten Platz landen und auch Antoine Vaillant und Mohamed Shaaban werden wenig Chancen haben, die hintersten Plätze verlassen zu können.

 

Und tatsächlich findet sich Akim im Callout der Top 4 wieder. Und das verdient. Zwar ist er nicht so stark verbessert wie in Ohio, dafür wirkt James im Oberkörper etwas glatt. Außer ihm stehen auch Hadi, Samson uns Jon in diesem Callout, wobei die beiden erstgenannten erwartungsgemäß die Mitte besetzen. Hadi zeigt sich wie erwartet härter als am Vortag, während Samson etwas nachgelassen zu haben scheint.

 

Nach dem zweiten Callout mit James, Antoine und Mohamed werden Akim und Jon nochmal direkt verglichen. Könnte das heißen, dass Akim sogar Chancen auf den dritten Platz hat? Nicht auszuschließen, da er sich auch hier sehr gut schlägt und besonders mit seiner Masse punkten kann. Jon wirkt auch nicht mehr ganz in der Form vom Vortag.

 

Zu guter Letzt kommt es noch zum erwarteten finalen Showdown zwischen Hadi und Samson. Hadi ist zwar schärfer als im Prejudging, allerdings trotzdem nicht in der Form der AC Ohio. Allerdings wirkt Samson etwas softer als im Prejudging und kann deshalb nicht wirklich profitieren, Aber es kann natürlich sein, dass die Judges das anders sehen, zumal Samson eine einmalige Struktur hat und mit seiner Größe Eindruck schinden kann.

 

 

 

 

 

Schließlich kommt es zur Siegerehrung! Hier die Platzierungen:

 

  1. Hadi Choopan
  2. Samson Dauda
  3. Akim Williams
  4. Jon Delarosa
  5. James Hollingshead
  6. Mohamed Shaaban
  7. Antoine Vaillant

 

Auch wenn es sehr viel knapper und spannender war als bei ihrem letzten Aufeinandertreffen, am Ende ist der Sieg von Hadi nur folgerichtig und keine Überraschung. Samson zeigte sich in der vielleicht besten Form seines Lebens, aber die Härte des Persians Wolfs war einmal mehr zu viel für den in England lebenden Nigarianer, selbst wenn Hadi nicht ganz in der Form von Ohio war.

 

Der wahre Gewinner des Abends ist aber Akim Williams, der sich mit einem starken Schlussspurt verdient vom 5. auf den 3. Platz vorarbeiten, und Jon Delarosa hinter sich lassen konnte. Weniger erfreut dürfte James Hollingshead sein, der sich bei seinem Heimspiel vermutlich mehr ausgerechnet haben dürfte, aber dessen Form auch nicht on point war. Zu flach und zu glatte wirkte er besonders im Oberkörper.

 

Damit geht ein spannendes Wettkampfwochenende zu Ende. Wir hoffen, ihr hattet genauso Freude wie wir und das euch unsere Semi-Liveberichterstattung gefallen hat. Schönes Wochenende, Leute!

 

 

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