P.I.T.T. – Force

Professional Intensity Training Techniques

 

P.I.T.T.-Force nach Karsten Pfützenreuter

 

 

P.I.T.T.-Force ermöglicht es dir, durch hocheffektive Trainingseinheiten optimal Muskelmasse aufzubauen und deine Kraftwerte nachhaltig zu erhöhen. P.I.T.T.-Force ist der Gruppe der niedervolumigen und niederfrequenten Trainingssystemen zuzuordnen. Dabei setzt es seinen Fokus auf die optimale und pragmatische Reizsetzung zum Stimulieren von Muskelhypertrophie bei gleichzeitigem Verzicht auf ineffektive Trainingskomponenten.

 

 

 

Beim Betrachten des Begriffs “Professional Intensity Training Techniques” kommen uns Assoziationen zu Trainingssytemen wie “Intensitätstraining” oder “Heavy Duty” in den Sinn. Bei letzteren handelt es sich um Übungsausführungen im Einsatz-Stil, bei denen durch Verwendung zahlreicher Intensitätstechniken bis zum technischen Muskelversagen und darüber hinaus trainiert wird. PITT-Force hat hierbei nur im Entferntesten Ähnlichkeiten zu diesen Systemen. Diese besteht lediglich im Einsatzcharakter der Trainingsgestaltung.

 

Das herausragende Kriterium von PITT-Force zur Optimierung des Muskelwachstums liegt hierbei in der Ausführung einer Übung. Die Gemeinsamkeit aller Trainingssysteme im Bodybuilding ist die Ausführung durchgehender Wiederholungen, also das Durchlaufen der konzentrischen und exzentrischen Phase. Und genau diese Selbstverständlichkeit ist es, der PITT-Force den Kampf ansagt. Oder um es mit den Worten des PITT-Force Erfinders zu formulieren.

 

 

 

“Eine kleine Änderung in der Ausführung – ein Quantensprung im Training”

 

 

 

Im folgenden Abschnitt steigen wir direkt in die praktischen Aspekte von PITT-Force ein, ohne uns dabei ausschweifend in theoretischen Konstrukten zu verlieren.

 

Übungsausführung

 

Wie oben bereits erwähnt sind wir es gewohnt, jede Wiederholung einer Übung im Verbund zur darauf folgenden auszuführen, d.h. wir führen Wiederholungen durchgehend aus, bis wir unsere angestrebte Wiederholungszahl oder technisches Muskelversagen erreicht haben. Karsten Pfützenreuter führt an dieser Stelle den legitimen Einwand ein, dass technisches Muskelversagen, also der Punkt, ab dem keine weitere Wiederholung willentlich möglich ist, vom Auslösen eines Stimulus zum Muskelwachstum unkorreliert ist. Das bedeutet einfach, dass wir nicht mit Sicherheit sagen können, dass wir einen optimalen Muskelwachstumreiz setzen, nur weil wir bis zum Muskelversagen trainiert haben. Muskelversagen kann zum Beispiel durch so etwas Banales wie zu hohe Laktatwerte im Muskel und gleichermaßen durch das Abschnüren der Nährwertzufuhr aufgrund der anaeroben Stoffwechsellage hervorgerufen werden.

 

Wie stellen wir nun sicher, dass wir gezielt Reize zum Muskelwachstum gesetzt haben, bevor technisches Muskelversagen eingetreten ist?

 

Ein Satz – Viele Einzelwiederholungen

 

Die Effektivität dieses Trainingssystems ist überragend und doch ist die zugrunde liegende Idee so einfach und naheliegend. Wir führen jede Wiederholung einer Übung einzeln aus, mit einer kurzen, lohnenden Pause zwischen den Wiederholungen. Dabei sollte die Pausenlänge einen Atemzug bis zu wenigen Sekunden betragen. So lang wie nötig, so kurz wie möglich, um die Leistungsdichte des Satzes möglichst hoch zu halten. Wir versuchen hierbei mit einem Gewicht, welches wir mit durchgängigen Wiederholungen 8-12 mal bewegen könnten, mit PITT-Force 15-20 mal zu bewältigen.

 

Während die Pausenlänge zwischen den Wiederholungen, nicht zwischen den Sätzen, am Satzanfang ein bis zwei Sekunden beträgt, so kann dieser Wert erfahrungsgemäß drei bis fünf Sekunden nach etwa der 10. Wiederholung betragen. Nach der 15. Wiederholung könnten sieben bis zehn Sekunden Pause erforderlich sein. Bei Grundübungen jedoch, welche das Herzkreislaufsystem, sowie einen hohen Umfang an Muskulatur belasten, könnte die letztgenannte Pausenspanne sogar auf 15 bis 20 Sekunden ausgedehnt werden. Die optimale Pausenlänge basiert hierbei auf einer ehrlichen Selbstreflexion. Es soll eine weitere Wiederholung, korrekt ausgeführt, gerade so möglich sein, aber keine zweite.

 

Wer einen PITT-Satz bis zur 20. Wiederholung absolviert, wird am eigenen Leib erfahren, wofür das “I” in PITT-Force steht. Vorausgesetzt natürlich, man hat die Pause nur so lang gestaltet, bis eine weitere Wiederholung gerade so möglich wird und man diese korrekt ausführen kann. Ziel ist die Ausweitung der Spannungsdauer bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Spannungshöhe. Wird mit einem Gewicht mit korrekter Satzausführung im PITT-Force Stil, die angestrebte Wiederholungszahl von 15 bis 20 erreicht, wird das Trainingsgewicht in der darauf folgenden Einheit erhöht.

 

Der Vorteil liegt hierbei auf der Hand. Wir stellen sicher, dass der Muskel mit den nötigen Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird, sodass technisches Muskelversagen nicht zu früh eintritt. Gleichzeitig können wir die mechanische Last auf den Muskel maximieren und mehrere Hypertrophie stimulierende Wiederholungen ausführen. Auch fangen wir, wenn möglich, mit der positiven bzw. konzentrischen Phase einer Wiederholung an. Dadurch stellen wir sicher, dass es der Muskel ist, welcher das Gewicht stemmt und nicht der passive Bewegungsapparat durch den Vordehnungsreflex. Insbesondere bei Druckübungen wie Bankdrücken kann ein Powerrack überaus hilfreich sein, um die Einleitung der Bewegung mit der positiven Phase realisieren zu können.

 

Damit die Notwendigkeit dieses Ansatzes besser verständlich ist, machen wir uns den Zusammenhang zwischen verwendetem Trainingsgewicht und der Anzahl der möglichen Wiederholungen bewusst. Ein verhältnismäßig schweres Gewicht kann vom jeweiligen Muskel selten bewegt werden, ein leichtes Gewicht wiederum häufig. Doch welche Parameterkombination der negativ korrelierten Größen “Gewicht” und “Wiederholungen” ist für unser Ziel der Muskelhypertrophie optimal? Tatsächlich ist dies ein Vorhaben, welches einen sich ausschließenden Sachverhalt erfordert. Wir müssen ein “so schweres Gewicht wie korrekt möglich, so oft wie möglich” heben! Jeder wird mit konventioneller Übungsausführung anfänglich gute Erfolge erzielen, aber mit PITT-Force wird es möglich über Jahre hinweg Fortschritte zu erzielen und Trainingsbarrieren immer wieder zu durchbrechen. Die Effektivität von PITT-Force lässt sich auch an der Dichte von Schlüsselreizen in Bezug auf Hypertrophiestimulation ausmachen. Kein anderes Trainingssystem schafft es, in kürzester Zeit so viele Wachstumsreize zu setzen, wie es bei PITT-Force an der Tagesordnung ist.

 

Würden wir diese Situation auf ein herkömmliches Training übertragen wollen, so stünden wir vor der Problematik, dass ein Trainingsgewicht für 20 Wiederholungen zu gering wäre, um die notwendige Spannungshöhe zu erzeugen. Gleichzeitig könnten wir ein Gewicht, welches eine ausreichende Spannungshöhe erzeugen würde, nicht häufig genug bewegen; die Spannungsdauer wäre also zu niedrig. PITT-Force ist somit in der Lage, diese gegensätzlichen Anforderungen zu vereinen!

 

PITT-Force Einstiegsplan

 

Damit wir ein Training nach PITT-Force besser nachvollziehen können, sei an dieser Stelle ein Einsteigerplan abgedruckt, der so von Karsten Pfützenreuter in seinem Buch “P.I.T.T.-Force – Professional Intensity Training Techniques” empfohlen wird.

 

Einsteigern und Anfängern wird empfohlen, jede der beiden Einheiten einmal wöchentlich an nicht aufeinander folgenden Tagen auszuführen. Die Trainingszeit einer Einheit liegt erfahrungsgemäß bei 30 bis 45 Minuten.

 

Einheit 1
Übung PITT-Sätze Wiederholungen
Schrägbankdrücken 1 10 bis 20
Kniebeuge 1 10 bis 20
Überzüge 1 10 bis 20
Einheit 2
Klimmzüge 1 10 bis 20
Dips 1 10 bis 20
Kreuzheben 1 10 bis 20

 

 

Einwänden seitens erfahrener Trainierender, dass der oben beschriebene Einstiegsplan zu geringvolumig sei, um effektiv Hypertrophie stimulieren zu können, kann nur entgegnet werden, dass ein PITT-Satz nicht mit einem herkömmlichen Satz vergleichbar ist. Wo bei konventioneller Satzausführung mehrere Sätze erforderlich sind, um im besten Falle einige wenige, oder sogar gar keine, wachstumsstimulierende Reize zu setzen, so sind wir in der Lage bei PITT-Force mehrere jener Reize in einem einzigen Satz auszulösen. PITT-Force legt seinen Fokus auf das Wesentliche, auf die effektive Gestaltung eines Muskelaufbautrainings. Wir erhöhen also die Anzahl der letztmöglichen intensiven Wiederholungen in einem Satz um ein Vielfaches, was letztlich im heiligen Gral des Bodybuildings mündet, nämlich dem Muskelwachstum!

 

 

 

“Ein extrem niedriges Volumen an Übungen pro Muskelgruppe und ein niedriger Gesamtumfang pro Training. ‘Soviel wie nötig statt soviel wie möglich’.”

 

 

 

Möchte man das Volumen der einzelnen Einheiten erhöhen, zum Beispiel indem weitere Sätze für die gleiche Muskelgruppe ausgeführt werden, so wird kein weiterer Satz der gleichen Übung ausgeführt, sondern ein PITT-Satz einer anderen Übung ausgeführt. Hierdurch stellen wir sicher, dass wir durch den Übungswechsel die nötige Intensität aufbringen können, um einen weiteren PITT-Satz in angemessener Weise auszuführen. Gleichzeitig sollte eine maximale Anzahl an Sätzen bzw. Übungen pro Muskelgruppe von 3 nicht überschritten werden. Auch sollte der Schwerpunkt der Übungsauswahl auf großen Verbundübungen wie Kniebeugen, Kreuzheben, Klimmzügen, Bankdrücken und dergleichen liegen.

 

Auch ist das Trainingsvolumen insgesamt verglichen mit konventionellen Trainingsformen sehr niedrig. Hierbei empfiehlt Karsten Pfützenreuter den meisten Trainierenden ein Maximum von 3 bis 5 Übungen pro Einheit nicht zu überschreiten. Hierzu ist das Waden-, Unterarm- und Bauchtraining nicht mitzuzählen, welches bei schlechter genetischer Disposition sogar in jedem Workout ausgeführt werden kann.

 

PITT-Force Variationen

 

Für erfahrene Anwender und insbesondere Personen mit spezifischen Anforderungen an ihr Training, aber auch jene, welche mit Trainingsbarrieren zu kämpfen haben, stellt PITT-Force Intensitätsvarianten zur Verfügung. Diese sind insbesondere hilfreich, um das individuelle Training an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und gliedern sich in “PITT-Force” (Ursprungsform), “PITT-X”, “PITT-Hardcore”, “PITT-RAW” und “PITT-Pure”.

 

PITT-Force

 

Naheliegenderweise handelt es sich hierbei um die Grundvariation, welche bereits oben ausführlich erläutert wurde. Wir forcieren mit einem hohen Gewicht hohe Spannungsdauern und arbeiten mit lohnenden Pause zwischen den einzelnen Wiederholungen des Satzes. Das Grundcredo lautet also hier, den Muskel gegen einen hohen Widerstand über eine ausreichend lange Dauer kontrahieren zu lassen. Wir verwenden also ein Gewicht, welches bei regulärer Ausführung 8 bis 12 Wiederholungen zulässt und führen damit im PITT-Force Stil 15 bis 20 Wiederholungen aus. Die Pausenlänge zwischen den Wiederholungen beträgt erfahrungsgemäß 1 bis maximal 20 Sekunden. Die Pausenlänge nimmt hierbei im Verlauf des Satzes naturgemäß zu. Ein Satz ist beendet, wenn sogar unter großem Aufwand und Willen keine weitere korrekt ausgeführte Wiederholung mehr möglich ist. Vorzeitiges technisches Muskelversagen, aufgrund einer Überlastung des zentralen Nervensystems oder zu hoher Konzentrationen an Laktat, stellt durch PITT-Force keine Hürde für die Setzung eines Impulses für Hypertrophie mehr dar.

 

PITT-X

 

Wo die PITT-Force Grundvariante den Fokus praktisch ausschließlich auf Grund- bzw. Mehrgelenksübungen setzt, lässt PITT-X für Fortgeschrittene den strategischen Einsatz von Isolations- bzw. Eingelenksübungen zu. Dies dient dazu den Körper vollständig und umfangreich in all seinen Facetten zu entwickeln und ist insbesondere für Wettkampfathleten bzw. Fortgeschrittene mit eindeutig auszumachenden muskulären Schwächen von Interesse. Besonders geeignet sind für Isolationsübungen im Kontext von PITT-X gute Maschinen, Kabeltürme und Kurzhanteln. Beim Einsatz von Isolationsübungen sollte insbesondere Wert darauf gelegt werden, den anvisierten Muskel auch wirklich zu isolieren und konzentrisch kontrahieren zu lassen. Eine Betonung auf die positive Phase der Bewegung sollte präferiert werden und der Vordehungsreflex sollte dementsprechend an der Kraftentwicklung nicht beteiligt sein. Sollte es notwendig sein, die Dauer der Wiederholungsausführung zu erhöhen, um die Qualität und Konzentration der Bewegung zu optimieren, so kann aufgrund der längeren Kadenzen die Pausendauer etwas höher gewählt werden, da die Spannungsdauer je Wiederholung erhöht wurde. In einem solchen Fall wird sogar empfohlen, die Anzahl der Wiederholungen bei Isolationsübungen im Rahmen von PITT-X auf 6 bis 15 Wiederholungen zu reduzieren; hier sind 20 Gesamtwiederholungen eher die Ausnahme.

 

PITT-Hardcore

 

Hierbei handelt es sich um eine Intensitätssteigerungsvariante, bei der ein PITT-Satz mit durchgängigen Wiederholungen beginnt, bevor im weiteren Verlauf des Satzes zu Einzelwiederholungen übergegangen wird, um die Zahl an wachstumsstimulierenden Einzelreizen zu maximieren. Insbesondere eignet sich diese Version sehr bei Übungen, welche aus praktischen Gründen nur schwer im klassischen PITT-Force Stil ausführbar sind. Dazu zählen Übungen des freien Drückens, wie z.B. Nackendrücken, Bankdrücken oder des Ziehens wie etwa Rudern vorgebeugt, Rudern sitzend, T-Bar Rudern und dergleichen. Hierbei werden zunächst 6 bis 10 Wiederholungen durchgängig bis zur Erschöpfung absolviert. Anschließend pausiert man 5 bis 10 Sekunden, um direkt darauf weitere einzelne, im PITT-Force Stil ausgeführte Wiederholungen anzuhängen. Auch eignet sich diese PITT-Force Variante besonders für Personen mit einer gewissen Skepsis aufgrund jahrelanger Trainingserfahrung. Als Einstiegsversion, ist dies eine gute Brücke zwischen der konventionellen Welt der durchgängigen Wiederholungen und jener der PITT-Force Einzelwiederholungen.

 

PITT-RAW

 

Als Strategie zur Variation der Intensität propagiert PITT-RAW den gezielten Einsatz von Teilwiederholungen. Obwohl die Ausführung einer Übung, insbesondere bei Anfängern, über die gesamte Bewegungsamplitude erfolgen sollte, ist dies für den Aufbau von Muskulatur nicht zwingend notwendig. Zudem ist es oft nicht möglich, die anvisierte Muskelgruppe mit ausschließlich einer Übung über die volle Bewegungsamplitude gleichmäßig und vollständig zu belasten. Man sollte sich ebenfalls vor Augen führen, dass aufgrund der Auxotonie, die Muskulatur bei der Ausführung einer Übung ohnehin variierenden Spannungszuständen in Bezug auf den Bewegungsradius ausgesetzt ist.

 

Ziel von PITT-RAW ist es, einen Teil des Bewegungsradius strategisch auszulassen, um den verbleibenden Teil der Bewegungsamplitude nutzen zu können, um die Zielmuskulatur optimaler zu stimulieren. Eine effektivere und intensivere Belastung sollte bei PITT-RAW immer im Vordergrund stehen! Um sich die Ausführung von PITT-RAW besser vorstellen zu können, möge die Übung Bankdrücken als Beispiel dienen. Hierbei würde ausschließlich der untere Teil der Bewegung, also das Wegdrücken der Stange von der Brust, konzentriert ausgeführt und zwar bis an den Punkt der Bewegungsamplitude, bei dem Schultern und Trizeps die weitere Ausführung schwerpunktmäßig übernehmen würden. Hierbei könnten sie durch ihre relative Schwäche gegenüber der Brustmuskulatur, diese beim Entwickeln des maximalen Kraftpotenzials behindern. PITT-RAW eignet sich also hervorragend, um Muskeln besser zu stimulieren, die bisher durch das Leistungslimit der umgebenden und unterstützenden Muskelgruppen in ihrer Entwicklung eingeschränkt waren.

 

Zusammenfassend solltest du bei PITT-RAW darauf achten, die Übung aus einer gedehnten Position des Muskels mit einer kraftvollen und kontrollierten Kontraktion zu beginnen. Die Bewegung endet beim Erreichen des höchsten Spannungspotentials, welches bei etwa 33% bis 50% der vollständigen Bewegungsamplitude liegt.

 

PITT-Pure

 

Das herausragende Alleinstellungsmerkmal dieser PITT-Force Abwandlung ist die Beschaffenheit der Ausführung einer einzelnen Wiederholung. Wir sind es gewohnt, sowohl die konzentrische (hebende) als auch die exzentrische (absenkende) Phase einer Bewegung auszuführen. Betrachtet man sich die Ausführung der Disziplinen “Reißen” und “Stoßen” beim olympischen Gewichtheben, so stellen wir fest, dass die Gewichte kraftvoll hochgehievt werden, aber nicht kontrolliert abgesenkt, sondern schlicht und ergreifend fallen gelassen werden. Beschäftigt man sich dann mit dem täglichen Training olympischer Gewichtheber, so sehen wir gleiches Verfahren bei den Übungen. Die exzentrische Phase wird praktisch vollständig ausgelassen. Die muskuläre Entwicklung jener Sportler, insbesondere im Bein- und Schulterbereich, lässt so manchen Bodybuilder alt aussehen. Karsten Pfützenreuter hat diesen Umstand verwendet, um die PITT-Force Abwandlung “PITT-Pure” zu entwickeln, mit folgender Aussage als Prämisse:

 

 

 

“Ein Muskel wächst von dem, was er hebt und nicht von dem, was er problemlos halten oder absenken kann.”

 

 

 

Bei PITT-Pure lassen wir also den exzentrischen Teil der Bewegungsausführung weg. Auch verringern wir dadurch das Verletzungspotential signifikant, da nun ein Gewicht ohne Vordehnungsreflex bewältigt werden muss, der entsprechende Widerstand also naturgemäß geringer ausfallen wird. Das erhöhte Verletzungspotential bei der exzentrischen Phase ist zudem dadurch bedingt, dass der Muskel beim Absenken des Gewichts gegen seine Zugrichtung gedehnt wird, was natürlicherweise ein Umstand ist, der durch den jeweiligen muskulären Antagonisten realisiert wird.

 

Auch kann der exzentrischen Phase der Übungsausführung eine signifikante Rolle hinsichtlich des Provozierens bzw. des Ausmaßes von Übertraining zugeschrieben werden. Folglich kann das Weglassen des exzentrischen Teils das Minimieren von Übertrainingssymptomen zur Folge haben, eine Situation also, welche zweckdienlich ist. Zusätzlich kann eine Korrelation zwischen stark ausgeprägter negativer Phase und Stärke des daraus resultierenden Muskelkaters sowie der Verlängerung der Regenerationszeit festgestellt werden.

 

PITT-Pure stellt gewissermaßen die Quintessenz von PITT-Force dar. Während PITT-Force das wesentliche Kriterium der Satzgestaltung extrahiert (einzelne intensive, letztmögliche Wiederholungen) denkt PITT-Pure diesen Ansatz konsequent weiter und konzentriert sich wiederum auf den wesentlichen Teil einer Wiederholung, der konzentrischen Phase bzw. der eigentlichen Muskelkontraktion. PITT-Pure hat schon vielen erfahrenen und fortgeschrittenen Athleten dabei geholfen, besonders widerspenstige Muskeln zum Wachstum zu bringen.

 

Um sich die praktische Ausführung von PITT-Pure besser vorstellen zu können, sind an dieser Stelle zwei Beispiele angeführt.

 

Langhantel Bankdrücken im Powerrack: Die Sicherungsstangen werden hierbei so positioniert, dass die Stange in der ruhenden Phase möglichst dicht an der Brust liegt. Die Bewegung beginnt mit der konzentrischen Phase. Optimalerweise sollte die exzentrische Phase weggelassen werden, indem die Stange möglichst schnell wieder auf die Sicherung herabgelassen wird. Aus Sicherheitsgründen sollte dies jedoch nicht komplett unkontrolliert erfolgen. Um das Verhältnis von konzentrischer zu exzentrischer Phase möglichst hoch zu halten, kann auch mit Ketten gearbeitet werden. Je tiefer die Hantel sich nach einer Kontraktion befindet, desto geringer ist der Einfluss der exzentrischen Phase.

 

Beinbeuger Maschine: Beim Beinbizeps können wir uns auf eine entsprechende Maschine begeben und die konzentrische Phase einbeinig ausführen. Beim Absenken des Polsters nehmen wir beide Beine zu Hilfe, um so die exzentrische Phase effektiverweise auszuhebeln. Alternativ könnten wir (rumänisches) Kreuzheben ausführen, wobei wir durch Anheben der Stange vom Boden die Kontraktion des Muskels einleiten. Anschließend lassen wir die Stange nahezu ungebremst wieder auf den Boden fallen. Hierbei solltet ihr die Hausordnung eures Fitnessstudios nicht ganz außer Acht lassen.

 

Beispielpläne

 

Wir nähern uns dem Ende dieses Artikels und an dieser Stelle sollte der aufmerksame Leser das einfache Prinzip hinter PITT-Force verinnerlicht haben. Im Folgenden werden Pläne für fortgeschrittene Leser gelistet. Auch dienen sie als Anregung, um daraus einen auf sich abgestimmten Trainingsplan erstellen zu können. Ein ausgiebiges Warm-Up, um den Kreislauf in Gang zu setzen, sowie ein übungsspezifisches Warm-Up mit leichten Sätzen wird vorausgesetzt. Beim übungsspezifischen Warm-Up können durchgehende Wiederholungen eingesetzt werden.

 

2er-Split

 

Bei diesem Trainingsplan folgen auf einen Trainingstag zwei Pausentage. Nach der letzten Einheit des Plans fangen wir wieder mit der ersten Einheit an. Es wird jeweils ein PITT-Satz pro Übung ausgeführt mit einem Wiederholungsbereich von 15 bis 20 Einzelwiederholungen. Ein Schrägstrich zwischen zwei aufgeführten Übungen bedeutet, dass von Einheit zu Einheit abgewechselt wird.

 

Einheit 1 Einheit 2
Schrägbankdrücken Klimmzüge
Seitheben auf Schrägbank angelehnt Dips
Kniebeuge Rudern aufrecht (Power Rack)
Überzüge Kreuzheben / Rudern vorgebeugt
Gestrecktes Kreuzheben Seitheben vorgebeugt

 

 

3er-Split

 

Der unten stehende Plan wird mit einer höheren Frequenz absolviert als der oben abgebildete 2er-Split. Es wechselt sich hierbei ein Trainingstag mit einem Pausentag ab. Die Aufteilung der Muskelgruppen erfolgt hierbei in Brust und Rücken, gefolgt von einem Training ausschließlich für die Beinmuskulatur und abschließend eine Einheit für die Schultern und Arme. Bei zwei mit einem Schrägstrich getrennten Übungen, werden diese von Einheit zu Einheit alterniert. Je Übung wird wieder ein PITT-Satz mit 15 bis 20 Einzelwiederholungen ausgeführt.

 

Einheit 1 Einheit 2 Einheit 3
Brustmaschine Kniebeuge / Beinpresse Schulterdrücken (Multipresse)
Fliegende am Kabelzug Beinbeuger Seitheben (Kabelzug)
Überzüge Beinstrecker Seitheben vorgebeugt
Latzug Trizepsstrecken
Kreuzheben / Rudern vorgebeugt Bizepscurls

 

 

Zusammenfassung

 

Trainingssysteme haben sich im Laufe der Zeit ständig weiterentwickelt. Und man kann grundsätzlich behaupten, dass wir heutzutage wissen, wie man effizienter und effektiver trainiert. Wo man noch vor mehreren Jahrzehnten mit einer geringen Intensität und sehr hohem Volumen trainiert hat, waren es Ikonen wie Mike Mentzer, die uns darauf aufmerksam gemacht haben, dass Intensität einen mindestens genauso hohen Stellenwert hat wie das Trainingsvolumen und dass letzteres oft überbetont wird. Karsten Pfützenreuter denkt diesen Gedanken konsequent weiter und definiert mit PITT-Force die nächste Evolutionsstufe im Hinblick auf pragmatische und effektive Trainingsgestaltung.

 

Befindest du dich in einem Plateau und erreichst nicht die gewünschten Resultate, egal wie sehr du dich anstrengst? Dann solltest du PITT-Force definitiv eine Chance geben. Beginne mit dem Beispielplan und taste dich mit der Zeit an die fortgeschritteneren Programme heran. Richtig absolviert wirst du über deine neuen Zuwächse erstaunt sein. Fang am besten gleich beim nächsten Training an!

 

Anmerkung der Redaktion: Wenn ihr mehr über P.I.T.T. -Force erfahren wollt, können wir euch das Buch* von Karsten Pfützenreuther wärmstens empfehlen!

 

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Habt ihr Fragen zu P.I.T.T.-Force? Dann stellt diese hier!

 

Über den Autor

 

Am Samstag, den 11. März 2006 hatte ich mein erstes Probetraining in einem Fitnessstudio und bin seitdem Feuer und Flamme für den Eisensport. Im gleichen Jahr habe ich mich bei Team-Andro unter dem Pseudonym PAG-Attack angemeldet, mit welchem ich nun auf Lifters-Lounge aktiv bin.

 

Seither konnte ich umfangreiches theoretisches und praktisches Wissen zum Thema Kraft- und Kampfsport, Ernährung sowie Wettkampfbodybuilding sammeln. Neben einer Wettkampfteilnahme 2013 an der NAC Ost in Berlin, habe ich auch einige Athleten erfolgreich gecoacht. Die vollständige Diät- und Trainingsplanung zur “Transformation” eines Athleten, auf den ich besonders stolz bin, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.

 

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