Mr Olympia 2024 – Die Vorschau für die Classic Physique

Nachdem wir inzwischen ja bereits unsere Vorschau für die Men’s Open veröffentlicht haben, widmen wir uns nun der Classic Physique.

 

Da in dieser Klasse aber einfach mal satte 63 Teilnehmer an den Start gehen, beschränken wir uns dieses Mal auf die Kandidaten, die reelle Chancen auf eine gute Platzierung haben oder aus deutscher Sicht besonders interessant sind.

 

Die vollständige Liste aller Teilnehmer findest du auf der Homepage des Mr. Olympia.

 

Urs Kalecinski, Chris Bumstead, Ramon Dino und Breon Ansley zusammen auf der Bühne bei ihrer Teilnahme am vergangenen Mr Olympia.
Wie werden Urs Kalecinski, Cbum und Co. dieses Jahr abschneiden?

 

 

Zeitplan Classic Physique

Doch werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die wichtigsten Eventdaten:

  • Pre-Judging: Samstag, 12.10.2024, 9.30 AM (deutsche Zeit: 18.30 Uhr)
  • Finals: Samstag, 12.10.2024, 7.00 PM (deutsche Zeit: Sonntag, 13.10.2024, ab 4.00 Uhr)

 

Teilnehmer in der Classic Physique (inkl. Prognose)

Chris Bumstead

Was gibt es über Chris zu sagen, was man als Bodybuilding-Fan nicht schon längst weiß? Cbum verkörpert die Ideale der Classic Physique wie kein Zweiter und folglich dominiert er diese Klasse seit nun mehr 5 Jahren praktisch nach Belieben. Chris ist hochgewachsen, hat eine schmale Taille, hervorragende Quads, einen voluminösen Brustkorb und breite Schultern. Auch der Rücken, einstmals eine Schwäche, gehört inzwischen zu den besten der Klasse. Einzig die Arme sind nach wie vor nicht grandios, aber auch diese konnte er im Laufe der Jahre erheblich verbessern.

 

Zudem wirkt Chris auch massiver als die meisten seiner direkten Konkurrenten. Möglich wird dies, weil er aufgrund seines langen Halses und des hohen Kopfes höher eingemessen wird als z. B. ein Urs, wobei beide fast die identische Schulterhöhe haben. Seine Abs & Tighs, die einarmige Bizeps- und die eingedrehte Arnold-Pose sind allesamt ikonisch, seine Back Double Biceps und die Side Chest würden auch in der Open zu den besten gehören und auch Front Latspread und Most Muscular, obwohl in der Classic keine Pflichtposen, sind spektakulär.

 

Cbum hat die Classic aber im Prinzip durchgespielt, ist inzwischen Vater geworden und geschäftlich äußerst umtriebig, eventuell könnte ihm also der letzte Biss fehlen und die Form nicht zu 100 % on point sein. Da Chris aber vermutlich demnächst seine Wettkampfkarriere beenden wird, sicher ungeschlagen abtreten will und zudem mit Hany Rambod den wohl besten Coach an seiner Seite hat, sollten sich seine Konkurrenten keine allzu großen Hoffnungen machen.

 

Prognose: Alles andere als der 6. Titel wäre eine Überraschung.

 

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Ramon Dino

Ramon hat sich in den letzten Jahren als engster Verfolger von Cbum etabliert. Letztes Jahr konnte er dem Dominator der Klasse sogar einen erstaunlich spannenden Zweikampf liefern. Wobei spannend in diesem Fall nicht wirklich bedeutet, dass es wirklich knapp war, sondern lediglich, dass er nicht komplett chancenlos war.

 

Ramon hat zwei ganz große Stärken, die ihn von den anderen abheben. Da wären zum einen die fantastischen Arme – sogar mit erstaunlich massiven Unterarmen dazu, was man in der Classic eher selten sieht. Zum anderen wäre da die Taille, die nicht einfach nur schmal ist (was inzwischen fast Standard ist in der Classic), sondern geradezu lächerlich winzig. Dadurch hat er eine hervorragende V-Form, obwohl seine Schultern nicht so breit sind wie die von Chris oder Wesley.

 

Auch davon abgesehen ist Ramon recht komplett. Den Rücken konnte er über die Jahre deutlich verbessern und die Beine sind zwar nicht die massivsten im Feld, passen insgesamt aber einfach sehr gut zum restlichen Körper. Bei der Arnold Classic Ohio musste sich Ramon zwar Wesley Vissers geschlagen geben, allerdings war es eine enge Geschichte und Ramon war nicht ganz in der Form, die er noch beim Mr. Olympia auf die Bühne gebracht hatte.

 

Prognose: Auch in diesem Jahr wird Ramon voraussichtlich wieder Cbums ärgster Widersacher werden.

 

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Wesley Vissers

Wesley gilt für viele Fans als der Inbegriff von klassisch. Kein Wunder, kommt er doch einem Prime-Arnold optisch weitaus näher als irgendein anderer Athlet. Trotzdem waren seine Ergebnisse auf der Olympia-Bühne zunächst eher mäßig. Es schien, als hätten die Judges und die Fans komplett unterschiedliche Vorstellungen davon, wie eine Classic Physique aussehen sollte. Hinzu kam, dass die Form nicht immer ausreichend hart war, um seine Qualitäten voll ausspielen zu können. Seitdem der Holländer aber mit Stefan Kienzl zusammenarbeitet, scheint er nicht nur die Form im Griff zu haben, es geht auch steil bergauf in Sachen Platzierungen.

 

Den endgültigen Durchbruch schaffte er schließlich, als er dieses Jahr – trotz namhafter Konkurrenz – zunächst die Arnold Classic Ohio und anschließend die Arnold UK für sich entscheiden konnte. Wesley ist der größte unter den Topathleten und dadurch – in Kombination mit dem beeindruckenden Oberkörper – erdrückt er viele seiner Konkurrenten im direkten Vergleich regelrecht mit seiner Masse. Arme, Schultern und Brust sind alle Weltklasse und auch der Rücken ist inzwischen ebenfalls sehr gut.

 

Lediglich die etwas breitere Taille, vor allem aber die Beine, denen etwas der Schwung und allgemein ein wenig Masse fehlt, stören den Gesamteindruck ein klein wenig. Trotzdem ist davon auszugehen, dass der Aufwärtstrend in Sachen Platzierungen weiter anhalten wird.

 

Prognose: Wesley hat hervorragende Chancen, dieses Jahr erstmals die Top 3 zu knacken.

 

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Urs Kalecinski

Urs galt seit seinem starken Debüt 2021 als der kommende Star der Klasse und als der designierte Nachfolger von Cbum. Beide sind sich auch in Sachen Linie durchaus ähnlich und teilen sich, oder besser gesagt teilten, sogar die selben Schwächen, also Arme und Rücken. Aber während Cbum seine Arme deutlich verbessern und aus dem Rücken sogar eine Stärke machen konnte, scheint dies bei Urs leider nicht so wirklich zu klappen. Zwar wirkt er in der Offseason ziemlich massiv, aber sobald er in die Nähe seiner Wettkampfform kommt, ist von den Verbesserungen kaum noch etwas zu sehen.

 

Natürlich ist Urs trotzdem einer der besten Athleten der Klasse. Seine Quads sind dick, tief eingeschnitten und er hat auch die passenden Waden dazu, weshalb sein Unterkörper einer der besten in der Classic ist. Auch seine Taille ist äußerst schmal und durch Ruff Diesels Abwesenheit dürfte er dieses Jahr vermutlich auch der beste Poser auf der Bühne sein. Sein größter Vorteil ist aber vielleicht die absurde Härte, die er bringen kann. Für Urs ist es nicht ungewöhnlich, dass sein Hintern bereits Wochen vor einem Wettkampf aussieht wie eine Rosine.

 

Aber in Sachen Verbesserungen kann er mit den Athleten, die ich vor ihm sehe, leider nicht ganz mithalten und die Kluft zwischen ihm und den Podiumsplätzen ist gefühlt eher größer geworden als kleiner.

 

Prognose: Urs wird sich vermutlich dieses Jahr mit dem 4. Platz zufrieden geben müssen.

 

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Breon Ansley

Der zweimalige Mr. Olympia der Classic Physique ist mit seinen 44 Jahren inzwischen ein absoluter Veteran. Und eigentlich hatte er auch bereits angekündigt, in die 212 wechseln zu wollen, weil ihm das Gewichtslimit der Classic nicht ermöglichte, sich zu verbessern. Doch inzwischen wurde das Limit bekanntlich angehoben und Breon hat sich entschieden, seine Karriere in dieser Klasse fortzusetzen. Und er gehört auch nach wie vor zur Elite, wie er mit seinen starken Auftritten bei der Arnold Classic und zuletzt bei der Dubai Pro eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte.

 

Breon hat mit den besten Bizeps in der Classic und auch sein dichter, detailreicher Rücken braucht sich vor niemandem zu verstecken – eine Kombination, die ihn insbesondere in der Back Double Biceps unheimlich stark macht. Und auch an der Form gibt es in der Regel nichts auszusetzen.

 

Allerdings entspricht Breons Körper nicht mehr wirklich dem geforderten Ideal in der Classic und oftmals wirkt er eher wie ein kleinerer Bodybuilder als wie ein Classic Physique-Athlet. Und gänzlich verbergen kann er auch sein Alter nicht mehr. Wie bei den meisten älteren Athleten beginnen auch bei ihm die Beine langsam nachzulassen und die Beine waren ohnehin schon nie Breons größte Stärke. Aber noch ist Breons großartige Karriere nicht zu Ende und auch bei den Judges genießt er offenbar noch große Wertschätzung, wie seine Platzierung bei der Arnold Classic Ohio beweist.

 

Prognose: Breon wird sich vermutlich auch dieses Jahr noch in der Top 5 halten können und dann in absehbarer Zeit den Posingslip an den Nagel hängen.

 

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Mike Sommerfeld

Man kann von Mike halten, was man will, aber sportlich ist er eigentlich über jeden Zweifel erhaben. Zwar sprechen ihm manche ab, wirklich “klassisch” zu sein, da er kompakter und bulliger wirkt als die meisten seiner Konkurrenten und seine Taille nicht ganz so schmal ist. Dafür hat Mike aber eine ganz eigene, einzigartige Struktur, die ihn aus dem restlichen Teilnehmerfeld herausstechen lässt.

 

Die Taille gleicht er zum Beispiel mit den extrem breiten Schultern, dem ausladenden Lat und dem voluminösen Brustkorb wieder mehr als aus, zumal Mike die Mittelpartie auch mit einem tiefen Vakuum geschickt zu kaschieren weiß. Da Mike zudem auch sehr gute Quads hat, hat sein Look etwas fast Comic-haftes. Besonders gut sieht man das im Front Latspread, wo er klassenübergreifend zu den Besten gehört, obgleich es sich in der Classic um keine Pflichtpose handelt.

 

Seine größte Stärke ist sicherlich seine Form. Zwar ist er nie wirklich off, aber absolut on point in Sachen Härte war er eben auch noch nie. Beim letzten Mr. Olympia wirkte die Mittelpartie zudem etwas aufgebläht, was ihm viel von seinem WoW-Faktor nahm und ihn letztlich wohl auch Plätze gekostet hat. In der Offseason sah Mike zeitweise derart massiv aus (bei guter Form), dass viele schon über einen Wechsel in die Open spekuliert hatten. Allein deshalb darf man schon auf das Gesamtpaket für den Mr Olympia sehr gespannt sein.

 

Prognose: Kommt Mike komplett abgezogen, sollte er die Top 5 knacken können. Ansonsten wird er knapp darüber landen.

 

Michael Daboul

Michael Daboul trägt den Spitznamen “The Saharan Eagle” und dieser Name passt gleich in doppelter Hinsicht wie die Faust aufs Auge. Zum einen stammt Michael aus Damaskus und das arabische Wort “Sahara” bedeutet Wüste, die auch einen großen Teil Syriens ausmacht (nicht zu verwechseln mit der riesigen Wüste selben Namens in Afrika). Zum anderen verbindet man mit Wüste natürlich auch große Trockenheit und auch das trifft auf Michael absolut zu.

 

So ist Michaels herausragende Qualität, dass er wirklich knochentrocken an den Start geht mit einer Härte, die sonst niemand auf der Classic-Bühne erreicht. Bei ihm sieht man buchstäblich jede einzelne Muskelfaser. Darüber hinaus entspricht er zwar dem typischen Erscheinungsbild eines Classic Physique-Athleten ohne herausragende Stärken, aber eben auch fast ohne Schwächen, wenn man mal von den eher mittelmäßigen Armen absieht.

 

Aber die Form, die er konstant an den Start bringt, zusammen mit der allgemeinen Ausgeglichenheit reichen schon, um ihn zu einem sicheren Kandidaten für die Top 10 machen. Interessant ist, dass er rund zwei Wochen vor dem Mr Olympia noch einen regulären Wettkampf bestreiten wird, um sich frühzeitig die Qualifikation für 2025 zu sichern. Für einen Topathleten ein ungewöhnliches und gewagtes Unterfangen.

 

Prognose: Wenn Michael die Form trifft (machen wir uns nichts vor: das wird er), dann landet er auch dieses Jahr in den Top 10, allerdings vermutlich höher als letztes Jahr (6. Platz).

 

José Manuel Munoz

José, der den meisten besser als Josema Beast bekannt sein dürfte, ist so etwas wie der Shootingstar der Classic-Szene. Nachdem er 2023 seine Pro Card gewinnen konnte, trat er zunächst in der Open an und konnte sich bei der Empro Classic 2024 auch einen respektablen 4. Platz erkämpfen. 2024 wechselte er dann in die Classic Physique und konnte beide Wettkämpfe, bei denen er antrat, auch gewinnen.

 

Für seine jungen 22 Jahre ist José schon erstaunlich gut entwickelt. Insbesondere mit dem fleischigen Rücken konnte der Spanier punkten. Aber auch sonst passt er mit seiner ansprechenden Linie, die an eine Mischung aus Cbum und Logan Franklin erinnert, hervorragend in diese Klasse.

 

Was ihm fehlt, ist lediglich etwas Feintuning am Conditioning, an den Oberschenkeln und am Trizeps. Seine Arme sehen an sich zwar sehr gut aus, sind aber etwas Bizeps-dominant, was sie in manchen Posen weniger beeindruckend aussehen lässt, als sie eigentlich sind. Doch egal wie er sich letzten Ende platzieren wird: José hat eine große Zukunft in der Classic Physique vor sich.

 

Prognose: Er hat gute Chancen, auf Anhieb die Top 10 zu knacken, wenn auch eher im oberen Drittel.

 

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Ein Beitrag geteilt von Jonathan Moriau (@moriauphoto)

 

Fabio Junior

Auch der junge Brasilianer Fabio Junior hat durchaus Chancen, für eine Überraschung zu sorgen. Qualifiziert hat er sich mit einem Sieg bei der Arnold Classic Brazil.

 

Wenn man Fabio ansieht, fällt es schwer zu glauben, dass er überhaupt das Gewichtslimit der Classic erreichen konnte. Er wirkt für einen Athleten dieser Klasse jedenfalls erstaunlich muskulös und bringt auch eine für sein Alter ungewöhnlich hohe Muskelqualität mit.

 

Wie auch bei José sticht besonders der dichte Rücken hervor. Woran er noch arbeiten muss, sind die Quads, die deutlich zu schmal sind und denen es an Details fehlt. Zudem ist Fabio ein eher kleiner Athlet und es kann sein, dass er mit seinem kompakten Körperbau eher nicht dem Ideal eines Classic-Kandidaten entspricht. Wobei seine Taille ausgesprochen zierlich ist, was wiederum sehr gut in die Classic passt.

 

Prognose: Fabio hat ebenfalls durchaus Chancen, in die Top 10 vorzupreschen.

 

Lucas Reger

Spannend dürfte auch das Olympia-Debüt von Lucas Reger werden. Nicht umsonst gilt der 22 Jahre alte Kemptener als das größte deutsche Talent in der Classic Physique und hat eine große Zukunft in dieser Klasse vor sich.

 

Ein wenig erinnert er dabei an Urs. Beide haben sehr schmale Taillen und großartige Quads, aber auch etwas schwächere Arme und auch der Rücken benötigt noch Arbeit. Trotzdem hat Lucas bereits einen wunderschönen Flow in seiner Physik und bringt damit die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere mit.

 

Was ihm noch fehlt, ist ein gewisses Maß an Muskelreife, die er sich in den kommenden Jahren aber sicherlich noch aneignen kann. Im direkten Vergleich mit Josema Beast, einem weiteren Supertalent dieser Klasse, sah man jedoch den Unterschied in Sachen Details noch recht deutlich. Und auch insgesamt braucht Lucas noch ein paar Kilo Muskeln, um sich mit den Besten messen zu können.

 

Prognose: Für die Top 10 wird es dieses Jahr noch nicht reichen, eine Platzierung im vorderen Drittel ist aber durchaus möglich.

 

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Ein Beitrag geteilt von Luca Reger (@lucareger)

 

Unsere Top 6 in der Classic Physique [Video]

Das Video mit unserer Prognose zur Top 6 der Classic Physique beim diesjährigen Mr. Olympia findest du hier:

 

 

Wir freuen uns jedenfalls auf einen spannenden Mr Olympia und drücken natürlich besonders Urs, Mike und Lucas ganz fest die Daumen! Wenn du alle Infos und aktuelle News zum bevorstehenden Mr Olympia suchst und das Thema diskutieren willst, kannst du das gerne in unserem Olympia-Thread tun!

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