Das naturale Limit (I)

„Was ist der Sinn des Lebens?“, „Gibt es einen Gott?“, „Was war zuerst da, das Ei oder das Huhn?“. Es gibt Fragen, die die Menschheit seit Ewigkeiten umtreiben, an denen sich die klügsten Köpfe die Zähne ausbeißen und die, eben weil sie nicht einfach zu beantworten sind, Grundlage nicht enden wollender Diskussionen sind.

 

Seit einiger Zeit hat sich eine weitere Frage zu dieser illustren Runde gesellt, die mindestens so existentiell ist wie die zuvor genannten. Und zwar lautet diese Frage: „Wieviel Muskelmasse kann man natural aufbauen?“

 

Zugegeben, vielleicht habe ich die gesamtgesellschaftliche Bedeutung dieses Themas dezent übertrieben. Aber es hat schon einen Grund, warum die „Natty or not“-Videos diverser Youtuber zu den beliebtesten Kategorien der jeweiligen Channels gehören. Und Hand auf´s Herz, auch wenn diese Frage gerne mal mit einem Naserümpfen der alten Hasen quittiert und mit Plattitüden wie „Spielt keine Rolle, mach einfach das Beste aus deinen Möglichkeiten“ beantwortet wird, viele interessiert die Antwort eben doch brennend und mich selbst nehme ich da keinesfalls aus.

 

Inzwischen sehe ich das etwas entspannter, weil ich nach 20 Jahren Training ein ziemlich realistisches Bild davon habe, wo mein persönliches Limit liegt. Aber gerade, als ich mit dem Sport begonnen habe, hätte ich doch so einiges für eine definitive Antwort auf diese Frage gegeben.

 

Auch wenn ich offen gesagt, wie die meisten die diesen Sport über längere Zeit betreiben, schon mal darüber nachgedacht habe, habe ich mich Zeit meines Lebens immer gegen einen Wechsel auf die „dunkle Seite“ entschieden. Nicht weil ich PEDs grundsätzlich ablehnen oder deren Nutzer verdammen würde, aber die Kosten/Nutzen-Rechnung ging für mich persönlich eben nie auf. Das heißt aber nicht, dass ich nicht trotzdem so muskulös wie irgend möglich werden wollte. Insofern wollte ich schon wissen, ob ich ohne Roids auf lange Sicht irgendwann mal zumindest halbwegs nach Bodybuilding oder eher wie ein äthiopischer Langstreckenläufer aussehen würde. Von der Antwort hing letztlich bis zu einem gewissen Maß auch ab, wieviel Aufwand ich bereit wäre in diesen Sport zu investieren.

 

Und da ich nachweislich nicht der Einzige bin, den diese Frage interessiert, ich mir als naturaler Wettkampf-Bodybuilder anmaße, zumindest ein wenig Kompetenz in dieser Thematik mitzubringen und ich außerdem auch gerne ungefragt Leuten meine Meinung unter die Nase reibe, habe ich mich dazu entschlossen, nun einfach mal selbst einen Artikel dazu zu verfassen.

 

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich kann euch leider auch keine definitive Antwort liefern. Sorry, wenn ich euch damit enttäusche, aber wenn die Frage wirklich allumfassend und eindeutig zu beantworten wäre, hätte es bestimmt schon jemand gemacht. Aber zumindest kann ich versuchen euch näherzubringen, warum die Antwort trotz zahlreicher Bemühungen so schwer zu definieren ist, wie der allgemeine Konsens zu diesem Thema inzwischen lautet bzw. ob es überhaupt einen gibt und schließlich, wie meine persönliche Einschätzung dazu lautet. Also legen wir los, es gibt viel zu besprechen.

 

 

Warum ist die Frage so schwer zu beantworten?

 

Seit einiger Zeit haben wir hier im Forum einen äußerst populären Thread, der sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigt. Also einzuschätzen, ob ein Athlet natural sein könnte oder nicht. Nun sollte man meinen, auf einem Kraftsport-Forum, auf dem sich zahlreiche erfahrene Athleten unterschiedlichster Richtung versammeln und Stoffer und Nattys friedlich koexistieren (von kleineren Scharmützeln mal abgesehen), sollte die geballte Kompetenz der Userschaft doch dazu führen, dass man in konstruktivem Austausch früher oder später zu einem Konsens kommt und sich der Antwort zumindest mal annähert. So zumindest die Hoffnung in den Anfangstagen dieses Threads. Was waren wir doch naiv…

 

Stattdessen ähnelt der Thread seit jeher eher dem Grabenkampf gegen Ende des ersten Weltkriegs als einer zielführenden Diskussion. Die beiden gegensätzlichen Fraktionen in diesem digitalen Debattierclub bestehen aus denen, die jegliche Muskularität über das Niveau eines 8jährigen Mädchens ohne chemische Hilfsmittel für ausgeschlossen halten, während die andere Seite es zumindest für theoretisch möglich hält, dass es ungewöhnlich muskulöse Individuen gibt, die keine leistungssteigernden Substanzen verwenden.

 

Die dritte Fraktion, also die Gutgläubigen denen ein entsprechender Hashtag unter einem Instagram-Beitrag ausreichend Beweis für den Naturalstatus der dargestellten Person ist, wurde bereits im Zuge der ersten Kampfhandlungen gnadenlos ausgemerzt. Die beiden verbliebenen Parteien belauern sich nun seit geraumer Zeit und verteidigen ihre jeweilige Position erbittert. Gelegentlich kommt es zu kurzzeitigen Waffenstillständen und hin und wieder werden auch Friedenverhandlungen aufgenommen, die in der Regel aber nur ein paar Tage so lang halten bzw. bis jemand ein neues (vermeintlich) verdächtiges Bild postet.

 

Ich werde später noch genauer auf die einzelnen Konfliktparteien eingehen und deren Argumente und mögliche Denkfehler analysieren. Aber erstmal ist es nur wichtig festzuhalten, dass wir der Lösung insgesamt keinen Schritt nähergekommen sind.

 

Aber warum ist das so? Wieso schafft es das geballte Fachwissen zahlreicher erfahrener User nicht, zumindest halbwegs Einigkeit darüber zu erzielen, wieviel Muskeln man als Natty wirklich aufbauen kann?

 

Nun, da wäre zunächst einmal das Problem, dass es nicht wirklich belastbare Erkenntnisse dazu gibt, mit denen man arbeiten könnte. Was mich zu meinem ersten Unterpunkt bringt.

 

 

Foto: Thomas Schwarz/ Body Captures

 

 

Der wissenschaftliche Aspekt

 

Man sollte meinen in Zeiten, in denen es Studien zum Einfluss der Herkunft auf den Geruch des Ohrenschmalzes gibt (kein Spaß!), sollte es doch auch zu diesem Thema ausreichend wissenschaftliche Arbeiten geben, oder? Nun, so unglaublich es klingen mag, aber tatsächlich gibt es in der Wissenschaft offenbar dringlichere Fragen als zu klären, wie groß ein Bizeps ohne chemische Tuningmaßnahmen werden kann.

 

Das heißt nicht, dass es überhaupt keine Arbeiten zu dem Thema gäbe. Aber die wenigen Ausnahmen bzw. deren Erkenntnisse sind entweder in der Praxis kaum übertragbar, halten einer Überprüfung unter Realbedingungen nicht stand oder weisen deutliche Fehler im Studiendesign auf. Methoden zur Ermittlung des naturalen Limits anhand von Gelenkumfängen oder der Skelettmasse gehören z.B. zu den Verfahren, die kaum anwendbar sind oder deren Ergebnisse meiner Erfahrung nach ungefähr so präzise sind wie die Wahlprognosen in den USA.

 

Widmen wir uns deshalb gleich dem bekanntesten und am häufigsten verwendeten Tool, wenn es darum geht, das maximale Potential eines naturalen Athleten zu ermitteln. Es handelt sich dabei um den allseits bekannten FFMI (Fettfreie Masse Index).

 

Dieser basiert auf einer Studie aus dem Jahr 1995 bei dem E. M. Kourie und Kollegen 157 Trainierende (davon 74 nach eigener Aussage natural) sowie 20 Gewinner des Mr. America Contests zwischen 1939 und 1959 verglichen und anhand einer Formel ermittelt haben, dass das naturale Limit als Ergebnis dieser Formel (fettfreie Masse/(GrößexGröße) + 6,3 x (1,8-Größe)) bei 25,0 liegt. Klingt erstmal nicht schlecht, oder? Tatsächlich liefert der FFMI bis heute noch die realistischste datenbasierte Kennzahl zu diesem Thema. Aber leider hat diese Berechnung bzw. die zugrundeliegende Studie erhebliche Schwächen, die das Ergebnis beeinflussen:

 

 

1. Die Bedingungen für die Teilnahme an der Studie waren, dass die Teilnehmer mindestens 16 Jahre alt sein mussten und seit mindestens 2 Jahren trainieren. Nach 2 Jahren Training ist es aber unmöglich das naturale Limit zu erreichen, ganz egal wie durchdacht und intensiv man trainiert. Schon gar nicht mit 16.

 

2. Die Berechnung basiert immer auf dem Körperfettgehalt. Diesen exakt zu ermitteln ist aber schlicht unmöglich, ganz egal welches Verfahren man anwendet. Auch ein Dexa-Scan liefert letztlich nur einen Annäherungswert, der in Einzelfällen auch mal ordentlich daneben liegen kann. Bei den Mr. America-Gewinnern wurde der KFA sogar nur anhand von Bildern geschätzt. Dass es hier zu erheblichen Abweichungen zum tatsächlichen Wert kommen kann, sollte sich von selbst verstehen.

 

3. A propos Mr. America-Gewinner: Bei diesen wurde anhand des Zeitraums einfach mal angenommen, dass diese natural gewesen sein müssen. Richtig ist, dass das Zeitalter flächendeckenden Steroidkonsums im Bodybuilding ungefähr ab den 60er Jahren begann. Das heißt aber nicht, dass es davor überhaupt keine Steroide gegeben hat. Die ersten anabolen Substanzen existierten bereits lange davor (Testosteron wurde bereits 1935 das erste Mal synthetisiert) und es gab durchaus auch Bodybuilder, die diese bereits vor 1960 verwendet haben. Davon auszugehen, dass alle für diese Studie betrachteten Bodybuilder wirklich natural waren, ist also zumindest fragwürdig.

 

4. Die Studie wird oft so gedeutet, dass die Grenze von 25,0 geradezu in Stein gemeißelt wäre und alles darüber automatisch bedeuten würde, dass Stoff im Spiel ist. Tatsächlich gab es aber sogar bei der Studie bereits Teilnehmer, die diese Grenze überschritten haben und natural waren (oder es zumindest behauptet haben).

 

5. Insgesamt war die Anzahl der Teilnehmer einfach zu gering, insbesondere wenn man nur die „Nattys“ betrachtet, um wirklich aussagekräftig zu sein. Zudem bin ich mir nicht sicher, wie ermittelt wurde, ob jemand wirklich natural war. Vermutlich wurden die Teilnehmer einfach gefragt und auch wenn keine negativen Konsequenzen zu befürchten waren, kann nicht ausgeschlossen werden, dass manche auch einfach gelogen haben.

 

 

Insgesamt gesehen ist der FFMI somit nicht absolut verkehrt, kann die Frage nach dem naturalen Limit aber auch nicht abschließend und allgemeingültig beantworten. Insbesondere wenn es um genetische Ausreißer geht, also die Fälle, die nur einmal unter einer Million vorkommen. Die GNBF verwendet den FFMI noch immer, hat ihn aber inzwischen auf 26 erhöht, was angesichts der Datenlage durchaus vertretbar ist. Wenn man den FFMI aufgrund der offensichtlichen Schwächen also nicht komplett ablehnt, liefert uns das zumindest schon mal einen ganz brauchbaren Wert. Und wenn man mal entsprechend Zahlen in einem FFMI-Rechner eingibt und sich mit Bodybuilding auskennt, wird zumindest schnell klar, dass die naturale Grenze höher liegt als manch einer glaubt. Mit einem FFMI von 25 wird man sich jedenfalls regelmäßig Stoffanschuldigungen anhören dürfen, denn damit ist man bereits außergewöhnlich muskulös und sicher massiver als der Großteil der unbedarften Hobbystoffer aus den Kettenstudios nach einer Kur.

 

Das bringt mich aber auch zu dem nächsten Problem mit dem FFMI. Dieser besitzt nur dann wirklich Aussagekraft in Sachen Naturalstatus, wenn der Proband in oder zumindest nahe einer Wettkampf-Form ist. Bei höherem Fettgehalt variieren die Ergebnisse zum Teil erheblich. Der durchschnittliche Hobbysportler erreicht diesen Zustand aber nie, warum sollte er auch?

 

Hinzu kommt, dass man bei unter 10% KFA den Fettgehalt auch per Augenmaß ganz gut abschätzen kann und somit eine halbwegs realistische Zahl für die Formel hat. Ab einem gewissen Punkt sind prozentuale Unterschiede beim KFA hingegen rein optisch quasi nicht mehr festzustellen. Auch deshalb neigen die meisten Trainierenden dazu, den eigenen KFA bzw. den erforderlichen Gewichtsverlust bis zu einer wettkampftauglichen Form gravierend zu unterschätzen.

 

Bevor ich angefangen habe, Bodybuilding auf Wettkampfniveau zu betreiben, ging ich immer davon aus, ich müsste mindestens 100 Kilo wiegen (auf 1,85 m) um halbwegs nach Kraftsport auszusehen. Als ich mich dann für ein Shooting zum ersten mal auf eine wirklich gute Form herunterdiätet habe, fiel mein Gewicht immer weiter und ab 84 Kilo habe ich einfach aufgehört mich zu wiegen, weil mich die Zahlen auf der Waage aufgrund meiner falschen Vorstellungen zu sehr frustriert hatten. Und dabei war ich vermutlich zu diesem Zeitpunkt noch immer im zweistelligen Bereich, was den Körperfettgehalt angeht.

 

Nicht zu vergessen ist zudem, dass das reine Körpergewicht allein nur bedingt Aussagekraft hat, wenn es darum geht, wie gut jemand mit diesen Werten aussieht. Zwei Athleten können exakt dasselbe Gewicht, dieselbe Größe und den identischen Körperfettgehalt haben und trotzdem komplett unterschiedlich aussehen. Denn zum Körperbild gehört neben der reinen Muskelmasse auch die Knochenstruktur, die Form der Muskelbäuche, welche Partien besonders gut ausgeprägt sind, die Vaskularität, die Dicke der Haut usw.

 

Einfach anzunehmen, man würde bei Erreichen der entsprechenden Eckdaten auch genau aussehen wie Athlet X, geht also nicht auf und führt oft zu Enttäuschungen. Bodybuilding besteht eben nicht nur aus Zahlen sondern es geht vor allem um den optischen Eindruck und zum Teil um das Schaffen einer Illusion.

 

 

Zur Veranschaulichung: Bei meinem letzten Start bei der GNBF lag mein FFMI bei ungefähr 23, also deutlich unter dem Maximalwert der Studie von 25

 

 

Naturalbodybuilder als Referenz

 

Wenn also der FFMI allein keine wirklich Antwort liefert, wieso betrachtet man dann nicht einfach die Teilnehmer von naturalen Bodybuilding-Wettkämpfen und nimmt diese als Referenz? Die werden ja schließlich getestet, also müssen die doch natural sein, oder?

 

Eigentlich könnte ich mir an dieser Stelle den ganzen Abschnitt sparen und darauf verweisen, dass auch ein Mike O´Hearn Naturalwettkämpfe bestritten hat, oft getestet wurde und nie überführt werden konnte. Und sind wir mal ehrlich, die Chancen dass Mike wirklich natural ist, sind in etwa so hoch wie die, dass Wladimir Putin den Friedensnobelpreis verliehen kriegt. Aber da man in den USA den Begriff Natural ohnehin ein wenig lockerer zu definieren scheint, muss ich wohl doch noch etwas weiter ausführen.

 

Ich raube euch jedenfalls nur ungern die Illusionen aber nur weil jemand bei einem getesteten Verband antritt, heißt das (leider) noch nicht, dass derjenige auch wirklich natural ist. Abgesehen davon, dass es durchaus immer wieder vorkommt, dass Athleten tatsächlich bei Tests des Dopings überführt werden, muss man leider davon ausgehen, dass es hier auch eine gewisse Dunkelziffer an Teilnehmers gibt, die nicht erwischt werden. Und selbst das Vorliegen eines negativen Testergebnisses ist noch kein erschöpfender Beweis, dass die Muskelmasse wirklich komplett dopingfrei aufgebaut wurde. Dass naturale Bodybuilder sich nicht automatisch als Referenz eignen hat vor allem 2 Gründe:

 

 

1. Dopingtests sind teuer: Je nach Ausführung kann ein Dopingtest 3 bis 4stellige Beträge kosten. Bodybuilding ist generell schon ein Nischensport, Naturalbodybuilding ist die Nische innerhalb der Nische. Deshalb stehen den Verbänden keine Millionenbeträge zur Verfügung und somit ist es auch ausgeschlossen, alle Athleten regelmäßig und mit den ausgefeiltesten Methoden zu testen. Selbst bei den Meisterschaften werden meist nur die Klassensieger und besonders „verdächtige“ Teilnehmer getestet. Außerhalb der Wettkämpfe wird nur stichprobenartig getestet. Diese Tests sind zwar unangekündigt, der Kontrolleur steht also irgendwann überraschend vor der Haustür, aber eben auch selten. In meinen inzwischen 5 Jahren Mitgliedschaft bei der GNBF wurde ich beispielsweise nur ein einziges Mal getestet. Wer risikofreudig ist, könnte es zumindest für einen überschaubaren Zeitraum also einfach darauf ankommen lassen und dann rechtzeitig absetzen.

 

2. Dopingtests können ausgetrickst werden: Wachstumshormone beispielweise können durch herkömmliche Tests kaum oder überhaupt nicht erkannt werden, andere Substanzen auf der WADA-Dopingliste nur für wenige Tage oder sogar nur Stunden. Wenn sich jemand mit Biochemie auskennt, kann er die Nutzung dieser Mittel so einplanen, dass er kaum riskiert erwischt zu werden. Weitere Möglichkeiten bestehen im Microdosing, der Verwendung verschleiernder Medikamente oder dem Einsatz neuer, exotischer Mittel, die ein Test (noch) nicht erkennen kann. Und das waren nur die Methoden, die mir auf die Schnelle eingefallen sind. Mit ein wenig Recherche wird es darüber hinaus sicher noch weitere Wege geben, um bei Tests zu betrügen.

 

 

Um dies in aller Deutlichkeit zu sagen: das soll keine Kritik an der GNBF oder anderen Naturalverbänden sein (solange dieser nicht ein Clown-Verband und selbst so fake ist wie seine Athleten… i´m looking at you, Musclemania). Mit den begrenzten Mitteln ist es schlicht unmöglich ein engmaschiges System an regelmäßigen Dopingtests zu unterhalten. Und selbst wenn dies möglich wäre, so gibt es trotzdem immer Mittel und Wege um Dopingtests zu verfälschen, das nötige Wissen und die entsprechende „moralische Flexibilität“ vorausgesetzt.

 

Im Gegensatz zu manch besonders zynischen Zeitgenossen bin ich aber der Ansicht, dass der erhebliche Großteil der Athleten im Naturalbodybuilding tatsächlich sauber ist. Man muss schon eine besonders traurige Kindheit verlebt haben, um auf Stoff an einem Natty-WK teilzunehmen. Wie man im Falle eines Sieges auch nur die geringste Freude oder gar Stolz verspüren kann, bleibt mir schleierhaft. Das wäre schließlich in etwa so, als würde man mit einem E-Bike an der Tour de France teilnehmen.

 

In Zeiten, in denen sich mit Fitnesscontent auf sozialen Medien gutes Geld verdienen lässt und scheinbar jeder nach seinem Quäntchen Anerkennung giert, macht sich so ein Pokal aber natürlich gut in der Bio. Für manchen reicht das dann schon, um ethische Bedenken über Bord zu werfen, schließlich ist ein voll funktionsfähiges Gewissen für einen angehenden Influencer ungefähr so nützlich wie ein Deo mit Hackfleischgeruch für einen Löwenbändiger.

 

Wie dem auch sei, durch diese Umstände macht es leider nur wenig Sinn, erfolgreiche Naturalbodybuilder blindlings als Maßstab für das echte naturale Limit zu verwenden.

 

Man könnte natürlich auf sehr frühe Bodybuilder wie Georg Hackenschmidt, Eugene Sandow und andere als Referenz zurückgreifen. Auch diese haben bereits beeindruckende Körper aufgebaut und das ohne das heutige Fachwissen, die Supplemente oder die Trainingsmöglichkeiten. Zudem war der Pool an Athleten, die sich speziell dem Aufbau von Muskelmasse (nicht an Kraft) verschrieben haben, auch äußerst überschaubar. Aber genau deshalb dienen diese Beispiele lediglich um zu illustrieren, dass es definitiv möglich ist ohne chemische Unterstützung eine ansehnliche Physik zu entwickeln aber sie geben keinen Aufschluss darüber, was mit den heutigen Möglichkeiten natural machbar ist.

 

 

Was ist eure Meinung zum naturalen Limit? Sagt es uns hier!

 

 

In Teil 2 geht es weiter mit den Argumenten aus der Natty or not-Debatte

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