Das Geheimnis der Hollywood-Bodys

Während es in den 80er-Jahren nur einer Handvoll an Schauspielern wie Arni, Sylvester Stallone und Jean Claude van Damme vorbehalten war, auf der Leinwand mit ihren muskelbepackten Körpern zu protzen, ist es heute fast schon normal, dass Hollywood-Stars mit dickem Bizeps und Sixpack glänzen.

 

Und wenn man den Artikeln in diversen Klatschblättern Glauben schenkt, liegt das Geheimnis der Hollywood-Bodys in einer Kombination aus einem mörderischen Trainingspensum, exotischer Übungsauswahl und einer extrem eingeschränkten Ernährung. Aber sind Kettlebell Shoulder Presses auf dem Einrad und Hühnchen mit Reis wirklich der Weg zum Traumkörper oder gibt es eine andere Erklärung für die beeindruckenden Transformationen der Stars? Finden wir es gemeinsam heraus…

 

 

Was sie angeblich machen…

Wenn man sich so anschaut, was im Netz zu Training und Ernährung der Stars zu finden ist, dann wird schnell ein gewisses Muster deutlich.

 

Das fängt an mit dem Trainingspensum, das diese angeblich absolvieren. Die Devise lautet hier eindeutig: viel hilft viel! So scheint es in Hollywood nicht ungewöhnlich, dass die Stars 7 Tage die Woche trainieren, um sich auf eine Rolle vorzubereiten, zum Teil sogar zweimal am Tag! Aber nicht nur die Frequenz ist hoch, sondern auch das Volumen und die Intensität haben sich gewaschen. Jake Gyllenhaal hat beispielweise für den Film “Southpaw” zunächst ganze 3 Stunden am Tag trainiert, um später bis auf satte 6 Stunden Training am Tag zu erhöhen. So konnte Jake nicht nur 30 Pfund (also etwas mehr als 13 kg) Muskulatur aufbauen, er konnte auch gleichzeitig seinen Körperfettgehalt auf 5 % senken.

 

Vorher-Nachher-Bilder der Transformation von Hollywood-Star Jake Gyllenhaal.

 

Und natürlich handelt es sich beim Training der Stars auch nicht um schnödes Krafttraining wie du und ich das machen. Wer außergewöhnliche Ergebnisse will, muss auch außergewöhnlich trainieren!

 

Dementsprechend besteht der typische Hollywood-Trainingsplan auch nicht aus den üblichen Grund- und Maschinenübungen, wie man sie normalerweise empfehlen würde, sondern ausschließlich aus ausgefallenen Bewegungsabläufen, die ich auch nach über 20 Jahren Kraftsport erst mal googeln musste, um überhaupt zu wissen, was das für Übungen sind. Offset Loaded Bag Drills, Swiss Bar Floor Press, Kettlebell Halos, Elevated Powerplate Push-ups, Squats auf dem Bosu-Ball, solche Sachen eben. Und wenn mal eine Maschine eingesetzt wird, dann kannst du davon ausgehen, dass es sich um ein Gerät handelt, dass du in herkömmlichen Kettenstudios vergeblich suchen wirst.

 

Außerdem scheinen die Star-Trainer auch großen Wert darauf zu legen, dass das Training spezifisch ist und zur Rolle passt. Wenn man also in seinem nächsten Film Tarzan spielt, dann soll der Körper auch aussehen, als wäre man im Urwald aufgewachsen und hätte sich täglich an Lianen von Baum zu Baum geschwungen. Als Alexander Skarsgard sich auf seine Rolle in “The Northman” vorbereitet hat, wurde großen Wert auf Barbell Rotations gelegt, damit er realistisch eine Axt schwingen und so glaubhaft jemanden verkörpern konnte, dessen Alltag daraus bestand, seinen Gegnern die Rübe zu Matsch zu hauen.

 

Natürlich spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Und wenn man sich die Interviews der Stars anschaut, scheint diese nahezu ausschließlich aus Hühnchen, Reis und Brokkoli zu bestehen. Diese Ernährungsphilosophie wird durch die Bank geradezu mantrahaft heruntergebetet, sodass sich daraus inzwischen ein regelrechtes Meme entwickelt hat. Auch die Angaben zu Kalorienmengen lassen den fitnessaffinen Leser erst mal aufhorchen. So gibt z. B. Hugh Jackman an, für seine Rolle als Wolverine in “Deadpool & Wolverine” üppige 8.000 kcal am Tag konsumiert zu haben. Das ist ein Wert, den selbst Bodybuilder in der Offseason bei weitem nicht erreichen.

 

So, nun weißt du es also. Um einen Körper wie ein Hollywoodstar zu erhalten, musst du also extrem viel und hart trainieren, du musst superexotische Übungen verwenden und schier unglaubliche Mengen an Hühnchen und Reis verzehren. Dann mal viel Spaß!

 

Jetzt mal im Ernst…

Falls du es an diesem Punkt noch nicht mitbekommen hast: Bei fast allem was ich bisher geschrieben habe, war eine gehörige Portion Sarkasmus dabei. Also damit meine ich meine persönlichen Anmerkungen. Der unsägliche Blödsinn zu Training, Ernährung und Lebensstil stammt tatsächlich 1 zu 1 aus Interviews, Videos und Artikeln diverser Promiportale und “Fitnessmagazinen” und ist tatsächlich ernst gemeint, ob man es nun glauben will oder nicht.

 

Jetzt mal Butter bei die Fische: Jeder, der sich auch nur ein kleines bisschen in Sachen Trainings- und Ernährungswissenschaft auskennt, weiß natürlich, dass die vermeintlichen Tricks der Stars meist ein Haufen Bullshit sind und eher zu einer gravierenden Verschlechterung der Form als zu überragenden Ergebnissen führen würden. Echte Gymrats lesen diese Artikel deshalb entweder mit Belustigung, weil es beinahe nach Satire klingt, Verärgerung ob dieser Dreistigkeit oder einer Mischung aus beiden.

 

Aber der Reihe nach…

 

Da wäre erst mal das angebliche Trainingspensum. Was viele, insbesondere Anfänger nicht verstehen wollen ist, dass mehr Training nicht automatisch zu mehr Muskelaufbau führt. Letztlich geht es immer darum, einen ausreichenden Wachstumsreiz zu setzen. Und hat man das erreicht, dann bringt Training über diesen Punkt hinaus nicht zusätzliches Wachstum, sondern es verlängert nur die nötige Regenerationszeit. Wie viel Volumen dazu letztlich notwendig ist, hängt stark vom Trainingsstand des Trainierenden, von der Intensität des Workouts und von individuellen Faktoren wie der Regenerationsfähigkeit ab.

 

Über das ideale Trainingsvolumen bzw. die optimale Länge einer Einheit lässt sich natürlich trefflich streiten und es gibt durchaus auch Ansätze, die mit einem sehr hohen Volumen arbeiten. Allerdings werden bei diesen dann auch bewusst Abstriche in Sachen Intensität gemacht und es wird mit Periodisierung gearbeitet, um die systemische Erschöpfung in Grenzen zu halten. Die Zahlen, mit denen in diesen Artikeln teilweise um sich geworfen wird, sind jedenfalls vollkommen absurd, besonders wenn gleichzeitig noch behauptet wird, dass es sich um hochintensive Einheiten handeln würde. Wenn jemand wirklich 7 Tage die Woche 3 Stunden täglich mit hoher Intensität trainieren würde, würde das unweigerlich zu massiver Erschöpfung, Stagnation und letztlich auch zu Verletzungen führen, aber nicht zum Aufbau von Muskulatur. Und ich weiß nicht, wie du das siehst, aber wenn ich der Trainer eines Stars wäre, würde ich nicht unbedingt riskieren wollen, eine Produktion mit 9-stelligem Budget zu gefährden, indem ich deren Star zum Krüppel trainiere.

 

Mindestens ebenso streitbar ist die Übungsauswahl. Hier muss man sich erst einmal vor Augen führen, was denn das eigentliche Ziel des Trainings sein soll. Und egal, was die Trainer da zum Teil zusammenfabulieren, letztlich geht es immer darum, in kürzester Zeit möglichst viel Muskulatur aufzubauen. Alexander Skarsgard trainiert nicht, weil er in seinem nächsten Urlaub skandinavische Küstendörfer überfallen möchte, sondern damit er vor der Kamera so aussieht, als könne er das.

 

Damit will ich nicht sagen, dass all diese Übungen per se schlecht wären (wobei Firlefanz wie Kniebeugen auf einem Bosu-Ball tatsächlich kompletter Unsinn sind), nur sind sie eben nicht zielführend. Oder anders ausgedrückt: Wenn es darum geht, maximal Muskeln aufzubauen, dann ist der Großteil dieser Übungen mindestens ineffektiv und teilweise auch schlicht nutzlos. Deshalb bezweifle ich auch stark, dass das in Videos und Artikeln dargestellte Training in der Realität tatsächlich so vonstattengeht. Zumal viele der Promis ja auch privat Kraftsport betreiben und dementsprechend auch wissen, wie sie wirklich trainieren müssen, um Muskeln aufzubauen.

 

Wenn ich mir aber das typische Hollywood-Workout so anschaue, dann besteht dieses zum Großteil aus Übungen, die hauptsächlich dazu dienen die Ausdauer, Mobility oder Balance zu verbessern und wenn man aus Versehen doch eine brauchbare Übung dabei ist, dann wird sie in einer Variation ausgeführt, die sie unnötig verkompliziert und deren Effektivität mindert. In diesem Video sehen wir zum Beispiel ein typisches Hollywood-Workout inklusive der Meinung von jemandem, der sich tatsächlich in Sachen Trainingswissenschaft auskennt:

 

 

Und was ist mit der Ernährung? Sind Hühnchen, Reis und Brokkoli wirklich der Schlüssel zum Traumkörper? Na ja, auch wenn es ein ziemliches Klischee ist, so sind Geflügelfleisch und Reis tatsächlich ein Klassiker in Sachen fitnessgerechter Ernährung. Hühnchenfleisch bietet sehr viel Protein bei geringem Fettanteil und Reis liefert hochwertige Kohlenhydrate und gemeinsam ergibt das eine Kombination, die hervorragende Makronährstoffe und gleichzeitig ein hohes Mahlzeitenvolumen bietet, um auch das Hungergefühl effektiv zu unterdrücken. Und Brokkoli ist ohnehin eine feine Sache, die jeder zumindest hin und wieder im Ernährungsplan haben sollte.

 

ABER: Sich wirklich ausschließlich von Hühnchen, Reis und Brokkoli zu ernähren ist weder notwendig, noch sinnvoll. Eine derart eingeschränkte Lebensmittelauswahl würde auf lange Sicht nicht nur zu erheblichen Mängeln an diversen Mikronährstoffen und Fett führen, sondern sind auch ein gutes Mittel, den Weg zum Traumkörper so schwierig und unangenehm wie möglich zu machen.

 

Mal im Ernst: Ich bin ziemlich skrupellos, wenn es um meine Ernährung in einer Wettkampfvorbereitung geht und ich möchte mir nicht ständig Gedanken um meine Nährstoffzufuhr machen, weshalb auch ich mich nur aus einem sehr überschaubaren Pool aus Nahrungsmitteln ernähre. Aber ausschließlich Hühnchen und Reis zu essen, könnte selbst ich mir nicht vorstellen. Ironischerweise wird ja gerne argumentiert, dass Hollywoodstars deshalb so beeindruckende Transformationen hinlegen, weil sie Leute haben, die ihnen für ihre Ziele maßgeschneiderte Mahlzeiten zubereiten. Und dann willst du mir wirklich weismachen, die fressen nur Hühnchen und Reis? Was ist mit anderen Fleischsorten? Was ist mit Fisch? Was ist mit Obst? Was ist mit gesunden Fetten aus Nüssen, Avocados und hochwertigen Ölen? Und auch wenn Brokkoli nicht umsonst ein Evergreen ist: Was ist mit den unzähligen anderen Gemüsesorten? Also wenn ich einen Ernährungsberater und einen Privatkoch hätte, und die würden mir jeden Tag Hühnchen und Reis servieren, dann wären die spätestens nach drei Tagen arbeitslos.

 

Und ich kann dir versichern, dass kein Schauspieler 8.000 kcal am Tag an Nahrung zu sich nimmt, das ist schlicht gelogen. Nur mal so zum Vergleich: Das ist in etwa der tägliche Bedarf eines Elite-Strongmans in der Vorbereitung auf einen Wettkampf. Nur sind die mindestens 1,90 m groß, wiegen mehr als 150 kg und bewegen Gewichte in der Größenordnung eines Kleinwagens. Und selbst die bauen mit dieser Kalorienzahl auch erheblich an Körperfett auf, mit voller Absicht.

 

Noch absurder wird diese Behauptung im Kontext mit der angeblichen Auswahl an Lebensmitteln. Ich kann dir versichern, dass keiner dieser Stars es auch nur annähernd überhaupt schaffen würde, sich 8.000 kcal mit magerem Fleisch, Reis und Gemüse reinzuzimmern, geschweige denn jeden Tag. Würden Sie das tatsächlich hinkriegen, könnten sie nach ein paar Wochen höchstens noch einen Sumoringer darstellen aber keinen Sportler oder Superhelden. Im Endeffekt entscheidet die Kalorienzahl darüber, ob man zu- oder abnimmt und ob man irgendwann definiert oder einfach nur fett aussieht. Die Lebensmittelauswahl spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.

 

Kurz zusammengefasst ist also das behauptete Trainingspensum bestenfalls unnötig bis schädlich, die Übungsauswahl ineffektiv bis sinnlos und die Ernährung zu einseitig und eintönig. Aber wenn man es wagt, Hollywoodstars zu kritisieren, hat man schnell mal ein paar Fanboys an der Backe, die zwar selbst nie ein Studio von innen gesehen haben, aber einem trotzdem erklären wollen, dass man keine Ahnung hätte und nur neidisch wäre. Aber diese Kritik ist noch nicht einmal mehr eine Meinung, sondern schlicht Fakt und man muss nun wirklich kein ausgewiesener Experte in Sachen Trainings- und Ernährungswissenschaften sein, um das zu erkennen.

 

Aber warum erzählen die dann so was?

 

In Hollywood geht es letzten Endes immer um eine Illusion, darum, ein gewisses Bild zu vermitteln. Die Strategie dahinter besteht darin, den Leuten etwas zu verkaufen, das außergewöhnlich erscheint und von Hingabe und Einsatz zeugt. Es geht weniger darum, ein wirklich realistisches Vorgehen zu beschreiben und dokumentieren, sondern selbst die Vorbereitung eines Films aufregend und unterhaltsam darzustellen. Und es geht darum, Erklärungen zu liefern für Ergebnisse, die unter normalen Umständen nicht zu erklären wären. Und die typische Couch-Potato denkt sich: “Wow, die trainieren 6 Stunden am Tag, machen exotische Übungen und ernähren sich extrem penibel, kein Wunder sehen die so aus…” Die Message lautet: Die machen etwas, das du nicht könntest, also erreichen sie auch Resultate, die du nie erreichen könntest. In der Welt der Promis geht es eben um Show und Entertainment, nicht um Transparenz.

 

Das Geheimnis der Hollywood-Transformationen

Aber bei all dem Bashing lässt sich auch nicht von der Hand weisen, dass einige Stars tatsächlich hervorragende Körper haben und es einige wirklich beeindruckende Transformationen gab. Wie ist das zu erklären?

 

Alles beginnt dabei mit der Motivation. Wenn Hans Schmidt einfach im Freibad eine bessere Figur abgeben möchte, dann reicht das vielleicht als Motivation, um sich hin und wieder den dritten Big Mac zu verkneifen. Aber weißt du, was noch viel effektiver ist, wenn es darum geht, die nötige Disziplin aufzubringen, um sein Training und seine Ernährung über Monate konsequent durchzuziehen? 20 Millionen Dollar und die Aussicht, das Ganze in diversen Sequels noch mehrfach zu verdienen! Die Alternative wäre, nicht nur auf einen Haufen Geld zu verzichten, sondern von den Studiobossen als unzuverlässig und riskant abgestempelt zu werden und so seine Karriere zu ruinieren. Für ausreichend Motivation sollte also gesorgt sein.

 

Als nächstes wäre da die Ausgangslage. In den 80ern gab es eine klare Trennung zwischen Actionstars und sonstigen Schauspielern und da bei ersteren der Körper ein wichtiges Element der Vermarktung war, haben auch nur sie regelmäßig trainiert. Heute hingegen ist es eher die Norm, dass Schauspieler ins Fitnessstudio gehen und es ist nicht ungewöhnlich, dass selbst Charakterdarsteller mit Gewichten trainieren. Einige Filmstars wie Henry Cavill, Chris Hemsworth oder Chris Evans sind sogar ausgemachte Gymrats und trainieren auch dann noch, wenn sie sich gerade nicht für eine Rolle vorbereiten.

 

Inwiefern spielt das in diesem Kontext eine Rolle? Ganz einfach: Jemanden in Form zu bringen, der bereits eine gute Basis mitbringt oder der zumindest schon einmal in einer guten körperlichen Verfassung war, ist ungleich leichter, als wenn man wirklich bei null anfangen würde. Jeder, der schon ein paar Jahre trainiert hat und dann entweder eine Auszeit eingelegt oder eine Verletzung erlitten hat weiß, wie schnell man verlorene Muskelmasse wieder zurückgewinnt, wenn man wieder anfängt zu trainieren. Der Muscle Memory Effect macht’s möglich.

 

Und dann ist es auch so, dass die beeindruckende Optik oftmals nicht wirklich von großem Zuwachs an Muskelmasse kommt, sondern schlicht von einer erheblichen Senkung des Körperfettanteils. Das beste Beispiel sind Bodybuilder, die in Wettkampfform ungleich beeindruckender aussehen als in der Offseason, obwohl sie tatsächlich weniger muskulös und schwächer sind. Nichts bringt Muskeln besser zur Geltung, als diese von Körperfett zu befreien und so überhaupt erst sichtbar zu machen. Brad Pitt wog in “Fight Club” noch elfenhafte 65 Kilo und trotzdem schwärmte eine ganze Generation von seinem “durchtrainierten” Look. Auch Michael B. Jordan in “Creed”, Zac Efron in “Baywatch” und Christian Bale in “American Psycho” wogen zum Teil deutlich unter 80 Kg. Um diesen Effekt noch mal anschaulich zu verdeutlichen, hier ein Beispiel aus meiner letzten Wettkampfvorbereitung:

 

Zwei Bilder des Bodybuilders Andreas Ebert zeigen, wie stark sich allein der Körperfettanteil darauf auswirkt, wie muskulös jemand erscheint.

 

Das rechte Bild zeigt mich drei Monate vor meinem ersten Wettkampf der Saison, das linke ein paar Tage vor der Show. Was meinst du, wie viel Muskeln habe ich zwischen diesen beiden Fotos ausgebaut? Die Antwort ist null, ich habe sogar Muskulatur verloren! Und trotzdem würde jeder sagen, dass ich auf dem linken Bild muskulöser aussehe, oder?

 

Wenn man sich nun nochmal das Vorher-Nachher-Bild von Jake Gyllenhaal anschaut, dann ist es ziemlich offensichtlich, dass er keine 30 Pfund Muskeln aufgebaut hat. Vermutlich nicht einmal 10 Pfund und insgesamt wird er sogar eher Gewicht verloren als aufgebaut haben. Tatsächlich ist der Unterschied zwischen beiden Fotos wesentlich geringer, als es zunächst den Anschein hat und erklärt sich größtenteils damit, dass er auf dem zweiten Foto deutlich leaner ist, einen ordentlichen Pump hat und das Licht ungleich vorteilhafter ist, aber nicht durch deutlich mehr Muskelmasse.

 

Und das bringt mich gleich zu meinem nächsten Punkt, den es zu beachten gilt: Wenn man sich mal den typischen modernen Superhelden-Blockbuster anschaut, dann ist es ja nicht so, dass der Held darin durchgehend ohne Shirt zu sehen ist. Meist gibt es genau eine Szene, in der die Physik des jeweiligen Stars richtig in den Fokus gerückt wird. Das hat den großen Vorteil, dass man in dieser einen Szene mit sämtlichen Tricks arbeiten kann, um den größtmöglichen Wow-Effekt zu erzielen. Natürlich pumpt sich der Darsteller für diesen Moment maximal auf, man nutzt das bestmögliche Licht, filmt aus einem bestimmten Winkel und wenn das noch nicht reicht, kann man auch noch mit dem Computer nachhelfen. Laien unterschätzen noch immer gerne, wie viel man mit solchen Tricks optisch herausholen kann und wie drastisch dieser Effekt sein kann. Hier siehst du ein anschauliches Beispiel, wie effektiv diese Methoden sind:

 

Eine weitere vermeintliche Body-Transformation eines Hollywood-Stars, die sich vielmehr als das Ergebnis einer geänderten Haltung, des Pumps und einer optimierten Beleuchtung herausstellt.
Zwischen diesen Fotos liegen nicht Monate harten Trainings, sondern 3 bis 5 Stunden,
Pump und eine geänderte Haltung! (Quelle: HuffPost)

 

Aber manche Transformationen und Hollywood-Bodys sind dermaßen außergewöhnlich, dass sie sich nicht mehr allein mit Fettverlust oder mit dem Einsatz von Licht und Winkeln erklären lassen. Und in diesen Fällen bleibt eben nur noch eine Erklärung übrig, das bestgehütete Geheimnis Hollywoods: Steroide. Und in sehr seltenen Fällen geben die Stars deren Einsatz sogar offen zu. Mickey Rourke hat z. B. kein Geheimnis daraus gemacht, für seine Rolle in “The Wrestler” chemisch nachgeholfen zu haben und auch Zac Efron hat öffentlich eingeräumt, für “Baywatch” mit Diuretika gearbeitet zu haben. Aber es handelt sich hier um Ausnahmen und in der Regel wird dieses Thema entweder verschwiegen oder verleugnet.

 

Die Sache ist die: Stell dir vor, man bietet dir, wie weiter oben beschrieben, 20 Millionen Dollar Gage und die Aussicht auf viele weitere lukrative Rollen, aber dafür musst du in 6 Monaten in einer absolut spektakulären Form sein. Und um sicherzustellen, dass du dieses Ziel auch erreichen wirst, werden dir nicht nur Personaltrainer und Köche zur Seite gestellt, sondern du hast auch die Möglichkeit, den qualitativ besten Stoff zu erhalten, der für Geld zu haben ist. Aber natürlich unter ständiger ärztlicher Kontrolle und fachmännischer Betreuung, um sämtliche gesundheitlichen Risiken zu minimieren und um die bestmöglichen Resultate zu erzielen. Egal, wie du gegenüber Anabolika eingestellt bist, aber würdest du da wirklich zögern? Hinzu kommt, dass in den USA Steroide ohnehin wesentlich lockerer gehandhabt werden und es quasi an jeder Ecke Anti-Aging-Kliniken gibt, die dir problemlos Testosteron und Wachstumshormone verschreiben.

 

An die große Glocke hängen möchte man das natürlich trotzdem nicht, schließlich haften Steroiden in der breiten Öffentlichkeit auch in den USA noch immer ein zweifelhafter Ruf an. Und viele Studios werden ihren Akteuren deshalb auch schon vertraglich untersagen, öffentlich den Einsatz dieser Mittel zu besprechen, um negative Publicity zu vermeiden. Nicht außer Acht lassen sollte man dabei auch, dass gerade die Darsteller in den Comic-Blockbustern auch die Idole von Millionen von Kids sind und dementsprechend auch eine Vorbildfunktion erfüllen müssen. Insofern kann man ihnen die Geheimniskrämerei auch nicht wirklich verübeln. Aber dass diese Mittel eingesetzt werden, ist letzten Ende ein offenes Geheimnis und für jeden, der sich mit der Materie auskennt, auch ziemlich offensichtlich.

 

Abschließende Worte

Auch wenn dieser Text vielleicht stellenweise ein wenig den Eindruck erweckt hat, so ging es mir nicht darum, einfach nur Hollywoodstars und deren Trainer niederzumachen. Egal, wie deren Körper letztlich zustande kommen: Dass eine Menge Arbeit dahinter steckt, um so auszusehen, steht außer Frage. Und dass Prominente in Sachen Fitness und Kraftsport mit gutem Beispiel vorangehen, ist grundsätzlich ja auch zu begrüßen. Ich bin mir sicher, dass unzählige Jugendliche nur deshalb mit dem Sport angefangen haben, weil sie ihren Idolen auf der Leinwand nacheifern und wie diese aussehen wollen. Ich selbst wurde ja auch geprägt von den Film- und Wrestlingstars der 80er- und 90er-Jahre in meinem Streben nach einem muskulösen Körper.

 

Ebenso wenig wollte ich damit sagen, dass keiner in Hollywood Ahnung von Training und Ernährung hat oder jeder Promi, der halbwegs nach etwas aussieht, zwangsläufig auf Stoff sein muss.

 

Aber auch wenn ich natürlich weiß, dass in Hollywood ein wenig Show auch abseits der Leinwand zum Geschäft gehört und Übertreibungen auch einfach ein Teil davon sind, so bin ich kein Freund davon, Leute für dumm zu verkaufen. Wie gesagt kann aus diesem Körperkult durchaus etwas Positives entstehen, wenn junge Frauen und Männer dadurch motiviert werden, selbst etwas für ihren Körper zu tun. Aber dazu muss man diesen eben auch ein realistisches Bild davon vermitteln, wie Training funktioniert, wie eine gesunde Ernährung wirklich aussieht und was realistisch erreichbar ist. Und dieser Hollywood-Blödsinn, den die Medien oftmals vermitteln und den die meisten dann für bare Münze nehmen, hilft dabei eben kein bisschen, sondern schreckt eher ab.

 

Ein Artikel wie dieser wirkt deshalb auf einer Bodybuilding-Seite ein wenig fehl am Platz, weil er kaum Informationen enthält, die dem Großteil unserer Mitglieder nicht sowieso schon bekannt waren. Aber umgekehrt sehe ich es eben auch als Aufgabe von Seiten wie unserer, unser Fachwissen zu nutzen und diese Mythen als das zu entlarven was sie sind, und zwar hanebüchener Quatsch.

 

Wenn du also wirklich einen Körper wie ein Hollywood-Star haben willst, dann kannst du das auch schaffen, ohne 6 Stunden am Tag zu trainieren, ohne einen Star-Trainer zu engagieren oder jeden Tag Hühnchen und Reis zu essen. Und wenn du wissen willst, wie das wirklich funktioniert, empfehle ich dir, mehr in der Lifters Lounge und weniger irgendwelche Promi-Klatschblätter zu lesen…

 

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