In unserem Artikel Cannabis im Bodybuilding haben wir bereits die Auswirkungen von Cannabis-Konsum auf die sportliche Leistungsfähigkeit und den Muskelaufbau betrachtet. Dabei ging es aber hauptsächlich auf die Auswirkungen von Tetrahydrocannabinol (THC), dem psychoaktiven Bestandteil der Hanfpflanze. Das Thema Cannabidiol (CBD) wurde dabei eher am Rande behandelt. Da CBD aber gerade in Bezug auf unseren Sport einige interessante Aspekte aufweist, wollen wir diesen nun einen eigenen Artikel widmen.
Darin soll es darum gehen, ob und wie CBD uns einen Vorteil in Sachen Muskelaufbau, Leistungsfähigkeit und Regeneration bieten kann bzw. wie der aktuelle Kenntnisstand der Wissenschaft zu diesem Thema lautet.
Was ist Cannabidiol?
Wie bereits eingangs erwähnt, handelt es sich bei Cannabidiol (CBD) um eines der 113 bekannten Cannabinoide, also der Wirkstoffe der Hanfpflanze. Im Gegensatz zu THC wirkt CBD allerdings nicht psychoaktiv, es erzeugt also kein High. Aus diesem Grund ist CBD auch bereits seit längerem in Deutschland legal und befindet sich seit 2018 ebenfalls nicht mehr auf der WADA-Liste der verbotenen Substanzen.
Was kann CBD?
Die Forschung zu CBD steckt nach wie vor in einem frühen Stadium und es werden noch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten notwendig sein, bis man das volle Spektrum der möglichen Effekte von CBD mit Sicherheit bestimmen kann. In bisherigen Versuchen zeigen sich jedoch bereits recht eindeutige Hinweise auf eine entkrampfende, entzündungshemmende, angstlösende und Übelkeit vermindernde Wirkung. Aktuell wird auch daran geforscht, ob CBD auch antipsychotisch wirkt und somit unterstützend bei der Behandlung psychischer Erkrankungen eingesetzt werden kann. Aufgrund seiner krampflösenden Wirkung wird CBD bereits als Zusatztherapie gegen bestimmte Formen der Epilepsie und multipler Sklerose eingesetzt.
Nebenwirkungen von CBD
CBD gilt im Allgemeinen als sicher und gut verträglich. Dementsprechend halten sich auch die Nebenwirkungen in überschaubaren Grenzen. Ganz ausschließen lassen sich diese allerdings nicht und in Einzelfällen berichteten Nutzer von Benommenheit, Unwohlsein, Durchfall, Appetitlosigkeit, Hautausschlägen, Schlafstörungen und einer erhöhten Infekthäufigkeit.
CBD im Sport
Neben diesen allgemeinen Wirkungen soll es in diesem Artikel aber hauptsächlich um den Einfluss von CBD auf sportliche Aktivität und insbesondere auf den Muskelaufbau gehen. Wie schon bei der allgemeinen Forschung zum Wirkungsspektrum von CBD steckt auch die Forschung zu diesem Themenkomplex noch in den Kinderschuhen und es ist noch erhebliche Forschungsarbeit notwendig, um eine abschließende und vollumfängliche Beurteilung abgeben zu können.
Zu diesem Schluss kommt auch Daniel Rojas-Valverde in seiner 2021 veröffentlichten Metaanalyse zum Thema „CBD und Sport”. In dieser beschreibt er die bisherigen Ergebnisse als „vielversprechend” und sieht deutliche Hinweise auf entzündungshemmende, neuroprotektive, schmerzstillende und –lindernde Effekte, die unterstützend bei der Regeneration im Rahmen von intensiver sportlicher Aktivität wirken könnten. Gleichwohl räumt er ein, dass die vorliegenden Daten nicht ausreichend seien, um eine abschließende Bewertung zuzulassen und weitere Arbeiten durchgeführt werden sollten. Auch erwähnt er, dass auch andere Faktoren wie Ernährung, Körpergewicht, Schlaf usw. optimiert werden sollten, um die (wahrscheinlichen) Benefits von CBD voll ausnutzen zu können.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch Burr und Kollegen in ihrer Analyse. Auch sie kommen zu der Schlussfolgerung, dass CBD durchaus eine sinnvolle Unterstützung für Athleten darstellen könnte, bemängeln aber gleichzeitig, dass die bisherigen Resultate in Sachen Forschung extrem limitiert seien.
Für Kraftsportler besonders interessant ist die Studie von Isenmann und Kollegen, die an der Sporthochschule Köln durchgeführt wurde und gezielt den Zusammenhang zwischen CBD und Widerstandstraining untersuchen sollte. In dieser führten die Teilnehmer ein Krafttraining aus und anschließend wurden in Abständen von 24, 48 und 72 Stunden die Blutwerte (Kreatin, Myoglobin) und die Leistungsfähigkeit einer Gruppe, welche eine Einzeldosis CBD erhalten hatte, im Vergleich zu einer Placebo-Gruppe untersucht. Während nach 24 und 48 Stunden keine eindeutigen Unterschiede bei den untersuchten Parametern festzustellen waren, so zeigten sich nach 72 Stunden doch geringe, aber messbare Vorteile bei der CBD-Gruppe. Kritisieren kann man an dieser Studie – neben der geringen Zahl an Probanden (21, von denen 16 bis zum Ende teilnahmen) und der geringen Versuchsanzahl (nur 6 Trainingseinheiten wurden untersucht) – vor allem, dass nur mit einer Einzeldosis an CBD gearbeitet wurde. So räumen die Autoren auch selbst ein, dass das volle Ausmaß der Effekte von CBD vermutlich nur eintreten würde, wenn dauerhaft und regelmäßiger CBD supplementiert werden würde.
Eine weitere Analyse lieferten McCartney und Kollegen 2020, in der sie frühere klinische Studien ohne direkten Bezug zum Thema Sport analysierten und deren möglichen Einfluss auf Athleten evaluierten. Hier sprechen die Autoren CBD zu, dass es belastbare Ergebnisse in Bezug auf dessen entzündungshemmende Eigenschaften gebe. Für andere Effekte wie den Einfluss auf die Nahrungsverwertung, kardiovaskuläre Funktionen und den Einfluss auf die Schlafqualität halten sie die Qualität und Quantität der unzweifelhaften Indizien allerdings für zu gering, um eine pauschale Empfehlung aussprechen zu können. Auch sie verweisen auf die Notwendigkeit weiterer Studien.
In Sachen direktem Einfluss von Cannabidiol auf Sport – und hier insbesondere auf Kraftsport – ist die Faktenlage also aktuell so, dass es zwar zahlreiche Hinweise auf einen positiven Effekt auf die Regeneration und Schmerzlinderung gibt, die Forschungsarbeit allerdings noch nicht weit genug fortgeschritten ist, um wirklich belastbare Resultate zu liefern. Die bisherigen Ergebnisse sind zwar durchaus vielversprechend, weitere Studien aber zwingend erforderlich.
CBD und Schlaf
Du weißt wahrscheinlich, dass erholsamer Schlaf einer der wichtigsten Faktoren ist, wenn es um Muskelaufbau und Leistungsfähigkeit geht. Deshalb sollte man nicht nur diejenigen Studien betrachten, die eine direkte Verbindung von CBD und Training zum Thema hatten, sondern auch die Auswirkungen von CBD auf die Schlafqualität mit einbeziehen.
Indirekt wurde dieser Effekt z. B. in der von Wacynska-Dragon und Kollegen ausgeführten Doppelblind-Studie untersucht, bei der die Effekte von CBD als Therapiemethode gegen Bruxismus (Zähneknirschen) im Schlaf geprüft wurden. In der Schlussfolgerung stellten die Autoren hier eindeutig fest, dass CBD sich hervorragend eignet, um den Bruxismus und dessen Folgen zu mindern und dass die Ergebnisse noch besser wurden, je höher das CBD dosiert wurde. Dadurch konnte auch die Schlafqualität der Probanden erheblich gesteigert werden.
Ähnlich positiv sind auch die Resultate der von Shannon und Kollegen durchgeführten Langzeitstudie, die anhand von Selbstauskünften der Probanden durchgeführt wurde. Diese litten unter Anxiety (was sich ins Deutsche am ehesten mit „Angststörungen“ oder „übermäßiger Nervosität“ übersetzen lässt) und/oder schlechtem Schlaf und erhielten im Rahmen der Studie und parallel zu einer klassischen Behandlung auch regelmäßig Dosen von CBD. Nach einem Monat berichteten 79 % von Ihnen, dass die Angststörungen abgenommen hätten und 66 %, dass ihr Schlaf sich erheblich verbessert hätte, wobei die Ergebnisse in Sachen Schlaf im weiteren Verlauf der Studie Schwankungen unterlagen. Ebenfalls positiv war, dass CBD von nahezu allen Beteiligten sehr gut vertragen wurde, was bei anderen Medikamenten zur Behandlung von Anxiety und Schlafproblemen meist nicht der Fall war. Die Autoren folgern daraus, dass CBD zur Behandlung dieser Problematik ein hervorragendes Werkzeug darstellen könnte, aber auch, dass diese Resultate aufgrund des Studiendesigns mit Vorsicht zu genießen seien und weitere Forschungen notwendig sind.
Ein anderes Bild ergibt sich aus einer Studie von Narayan und Kollegen zur Behandlung von Schlaflosigkeit, bei der die Probanden CBD erhielten. Hier ergaben sich im Vergleich zur Placebo-Gruppe keine relevanten Unterschiede. Interessanterweise berichteten die Teilnehmer der CBD-Gruppe allerdings von einem erheblich gesteigerten Wohlbefinden (trotz unveränderten Schlafverhaltens), was ebenfalls einen Hinweis auf die Wirkung von CBD gegen unangenehme Gefühlslagen unterstreichen könnte.
Zu guter Letzt wäre noch die Metastudie von Ranum und Kollegen zu erwähnen, welche die bisherigen Studienergebnisse zu CBD (sowie auch THC) in Verbindung mit der Behandlung von Schlaflosigkeit analysiert und ausgewertet haben. Sie kommen zu dem Schluss, dass CBD (als Alleingabe oder in Verbindung mit THC) durchaus Benefits bei der Bekämpfung von Schlaflosigkeit aufweisen könnte. Allerdings verweisen auch sie einmal mehr auf die Erfordernis weiterer wissenschaftlicher Arbeiten.
Fazit
Wie man anhand der berücksichtigten Studien und vor allem der zurückhaltenden Folgerungen der jeweiligen Autoren unzweifelhaft erkennen kann, steckt die Forschung zu CBD, insbesondere in Bezug auf sportliche Aktivität, noch in einem frühen Stadium. So zieht sich der Hinweis, dass weitere Forschungsarbeit mit mehr Probanden und besseren Studiendesigns notwendig sei, um wirklich valide Aussagen treffen zu können, wie ein roter Faden durch die bisherigen Arbeiten. Das ist auch wenig verwunderlich, wenn man berücksichtigt, dass die Gesetzeslage in einigen Ländern die Forschung in Bezug auf CBD und andere Cannabinoide erst seit kurzem ermöglicht. So stammen fast alle erwähnten Studien und Analysen aus den letzten Jahren, die älteste ist von 2015. Auch die WADA hatte CBD erst 2018 von der Liste der verbotenen Substanzen gestrichen und somit die Forschung in Bezug auf sportliche Einsatzgebiete überhaupt erst relevant gemacht.
Nichtsdestotrotz zeigen sich bereits einige vielversprechende Erkenntnisse, wenn es darum geht, ob CBD für Athleten eine sinnvolle Ergänzung darstellen könnte. Und auch wenn Wissenschaftler naturgemäß notorisch skeptisch sind, so lassen sich doch fast alle von ihnen zumindest zu der Aussage hinreißen, dass es zumindest potenziell einige Benefits zu bieten hat, die auch für Trainierende interessant sein könnten.
So könnte die schmerzlindernde Eigenschaft von CBD dazu beitragen, Muskelkater zu lindern. Ebenso scheint es auch durchaus nützlich zur Vermeidung von Krämpfen zu sein und somit die Leistungsfähigkeit langfristig zu erhöhen. Die durch CBD indizierte Muskelentspannung könnte bei der Regeneration helfen, die Nährstoffversorgung der Muskulatur steigern und die Reparatur beschädigter Muskelfasern beschleunigen, zumal CBD in den genannten Studien zum Teil auch positive Effekte in Sachen Zellwachstum und -teilung zugesprochen wurden.
Ein zweischneidiges Schwert ist die entzündungshemmende Wirkung von CBD. Diese gilt zwar als weitestgehend nachgewiesen, allerdings zeigte sich in der Vergangenheit auch in der Forschung mit Antioxidantien, dass eine zu starke Hemmung von Entzündungsreaktionen im Körper sich sogar negativ auf Muskelwachstum auswirken kann. Ob dies auch bei CBD der Fall ist, muss in zukünftigen Studien noch untersucht werden.
In Sachen Schlaf geht die Tendenz auch klar dahin, dass CBD hier einen positiven Einfluss haben könnte. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Schlafprobleme durch Nervosität oder Angststörungen ausgelöst werden. Allerdings muss man in diesem Zusammenhang auch erwähnen, dass es auch Studien gab, die keine Korrelation zwischen CDB und verbessertem Schlaf feststellen konnten.
Auch wenn der direkte Zusammenhang zwischen CBD und Muskelwachstum nie direkt untersucht wurde, so lässt sich zu zusammenfassend doch sagen, dass es einige Indizien dafür gibt, dass CBD für Kraftsportler durchaus von Nutzen sein könnte. Es ist definitiv noch zu früh, um eine pauschale Empfehlung auszusprechen oder es gar als Gamechanger zu deklarieren, aber gerade wenn du Probleme mit Nervosität, Stress oder Schlaf haben solltest, wäre CBD definitiv mal einen Versuch wert.
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Und was denkst du über CBD im Kontext von Kraftsport und Bodybuilding? Verrate es uns in diesem Thread!
Quellen:
- Whiting et al. (2015): Cannabinoids for Medical Use: A Systematic Review and Meta-analysis
- Huestis et al. (2019): Cannabidiol Adverse Effects and Toxicity
- Rojas-Valverde (2021): Potential Role of Cannabidiol on Sports Recovery: A Narrative Review
- Burr et al. (2021): Cannabis and Athletic Performance
- Isenmann et al: (2021): Effects of Cannabidiol Supplementation on Skeletal Muscle Regeneration after Intensive Resistance Training
- McCartney et al. (2020): Cannabidiol and Sports Performance: a Narrative Review of Relevant Evidence and Recommendations for Future Research
- Wacynska-Dragon et al. (2024): Cannabidiol Intervention for Muscular Tension, Pain, and Sleep Bruxism Intensity—A Randomized, Double-Blind Clinical Trial
- Shannon et al. (2019): Cannabidiol in Anxiety and Sleep: A Large Case Series
- Narayan et al. (2024): Cannabidiol for moderate–severe insomnia: a randomized controlled pilot trial of 150 mg of nightly dosing
- Ranum et al. (2022): Use of Cannabidiol in the Management of Insomnia: A Systematic Review